Kalifornien:Gottschalks Größe

Es ist absurd: Trotz allen Elends interessieren einen die Katzen des Moderators.

Von Martin Zips

Im Kongo gab es gerade ein Zugunglück mit 18 Toten, in Jordanien Unwetter mit 13 Toten. Prominente waren nicht darunter. In Kalifornien sind bei Waldbränden mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Interessant erscheinen aber vor allem: die Katzen des Moderators Thomas Gottschalk. Während der Betroffenheitsjournalismus bis in die Qualitätsmedien hinein Psychiater nach oben spült, die einem brav erklären, dass das Mitgefühl mit Prominenten einen "näher an eine Katastrophe heranrücken lässt", also nichts Schlechtes sei, macht Gottschalk: Witze. Gute Witze.

Dass sein Herz für seine Ehefrau brenne, wisse man ja. "Aber dass zum Hochzeitstag auch noch unser Haus brennt, muss nicht sein." Außerdem bittet er darum, ihn möglichst in Ruhe zu lassen, denn: "Es gibt größeres Elend auf der Welt." Wie gut das tut.

Schlagzeilen heißen deshalb so, weil man von ihnen erschlagen werden kann, hat einmal Helmut Qualtinger gesagt. Die Schlagzeile mit diesem Gottschalk-Zitat hätte tatsächlich das Zeug, einer stets nur auf den nächsten Höhepunkt der eigenen Erregungsskala gierenden Gaffer-Gesellschaft den Stecker zu ziehen. Denn kaum weniger schlimm als ein Waldbrand ist jenes geheuchelte Mitleid, das schon morgen wieder nichts anderes ist als: Ignoranz.

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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