Kämpfe vor Damaskus:Russland will in Syrien vermitteln

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Der wichtigste Verbündete Assads bietet sich als Mediator an. Die Regimegegner lehnen den Vorstoß umgehend ab. Ihre Kämpfe in den Außenbezirken von Damaskus werden von Gerüchten begleitet, Mitglieder der Familie des Präsidenten hätten versucht, außer Landes zu fliehen.

Mehr als 5000 Tote, abgezogene Beobachter der arabischen Liga, kaum noch Unterstützung in der Welt. Das Regime in Damaskus steht mit dem Rücken zur Wand. Jetzt versucht Russland einen Dialog zwischen der syrischen Regierung und der Opposition zu vermitteln. Die syrische Führung habe ihre Bereitschaft bekundet, an solchen Gesprächen in Russland teilzunehmen, erklärte das Außenministerium in Moskau. Russland hoffe, dass auch die Opposition das Gesprächsangebot annehmen werde. Ein ranghohes Mitglied des syrischen Oppositionsrates erklärte kurze Zeit später, eine Einladung Russlands liege nicht vor. Sie werde aber abgelehnt werden, wenn sie eintreffen sollte.

Heftige Gefechte: Opposition und Regierungstruppen kämpfen bereits in den Außenbezirken der Hauptstadt Damaskus gegeneinander. (Foto: Reuters)

Die russische Regierung hat seit Sowjetzeiten enge Kontakte zur syrischen Führung. Als Veto-Macht im UN-Sicherheitsrat verhinderte Russland bislang die Verabschiedung der Resolution, in der die Führung in Damaskus für das Blutvergießen verantwortlich gemacht und zum Machtverzicht aufgefordert worden wäre.

Großbritannien und Frankreich wollen bei den Vereinten Nationen nun einen neuen Anlauf zur Verabschiedung einer UN-Resolution unternehmen. Der britische Außenminister William Hague und Frankreichs Außenminister Alain Juppé kündigten an, zu den für Dienstag geplanten Beratungen nach New York zu reisen. Sie hoffen, der katarische Ministerpräsident Hamad bin Dschassim und andere Vertreter der Arabischen Liga könnten Russland und China dazu bringen, die Resolution nicht länger zu blockieren. Das Büro des britischen Premierministers David Cameron erklärte, Russlands Haltung decke das brutale Vorgehen der syrischen Regierung.

Heftige Gefechte in Außenbezirken der Hauptstadt Damaskus

Kurz vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrats sollen die Aufständischen bis nahe an das Zentrum der Hauptstadt Damaskus herangerückt sein. Zu überprüfen sind diese Angaben kaum. Nur noch acht Kilometer von der Innenstadt entfernt soll es nach Angaben von Augenzeugen in der Nacht zum Montag heftige Gefechte zwischen Regierungstruppen und Deserteuren gegeben haben.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete zudem eine Explosion an einer Gaspipeline nahe der Grenze zum Libanon. Eine Gruppe "Terroristen" habe die Pipeline angegriffen.

Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen Familienmitglieder von Präsident Assad unterdessen den Versuch unternommen haben, das Land zu verlassen. Angeblich wurden sie auf ihrer Flucht daran gehindert. Die ägyptische Tageszeitung Al-Masry Al-Youm berichtete unter Berufung auf syrische Quellen, dass es sich dabei um die Frau, die Mutter, die Söhne und einen Cousin Assads gehandelt habe.

Regimesoldaten hätten anschließend zur Vergeltung 17 Verwandte eines führenden Deserteurs aus dem syrischen Geheimdienst getötet, hieß es. Syrische Menschenrechtler berichteten zudem, dass ein prominenter Mitbegründer der oppositionellen "Freien Syrischen Armee" hingerichtet worden sei.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/AFP/Reuters/ros - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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