Afghanistans Vizepräsident Amrullah Saleh ist einem Mordanschlag in der Hauptstadt Kabul entkommen. "Eine Autobombe ist auf der Straße explodiert, an der der Vizepräsident vorbeifuhr", sagte Salehs Berater Homajun Ahmadi der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Er sei nicht verletzt worden, dafür aber mehrere Leibwächter.
Zunächst gab das Innenministerium die Opferzahl mit zwei Toten und zwölf Verletzten an, aber offenbar sind weitaus mehr Menschen bei dem Gewaltakt umgekommen. Inzwischen ist die Rede von bis zu zehn Toten.
Saleh zeigte sich nach dem Anschlag, bei dem er seinen Sohn an der Seite hatte, in einem Video. "Wir haben ein sehr leichtes Brennen am Gesicht und Kopf. Meine Hand ist ein wenig verletzt, weil es eine sehr starke Druckwelle gab. Das Autofenster ist geschmolzen", sagte der Vizepräsident demnach. Rund um den Anschlagsort im Herzen der Hauptstadt waren zerstörte Geschäfte und ein weites Trümmerfeld zu sehen. Selbst Kilometer vom Anschlagsort entfernt war noch eine dunkle Rauchwolke zu sehen.
Der Anschlag erfolgte vor dem geplanten Beginn innerafghanischer Friedensgespräche, die in Katar abgehalten werden sollen. Noch immer gibt es kein Datum für die Gespräche zwischen den islamistischen Taliban und der Regierung.
Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid dementierte, dass die Extremisten in den Fall verwickelt seien. Die radikalislamische Gruppe habe nichts mit der Explosion in Kabul zu tun gehabt, versicherte er..
Bereits in den vergangenen Monaten wurden Politiker, Aktivisten und Religionsvertreter gezielt angegriffen oder getötet. Experten sehen dahinter den Versuch, Afghanistans Zivilgesellschaft vor den geplanten Friedensverhandlungen einzuschüchtern und zu schwächen. Die Drahtzieher der gezielten Anschläge bleiben in der Regel im Verborgenen.
Der ehemalige Geheimdienstchef Saleh soll Medienabgaben bereits mehrere Attentatsversuche überlebt haben, bei einem Anschlag auf sein Büro kamen 2019 demnach 20 andere Menschen zu Tode.