Jusos:Kühnerts wichtige Rolle

Der Vorsitzende mischt die SPD-Jugend auf. Das tut gut.

Von Jens Schneider

Über Jahrzehnte hatten die Jusos eine drollige Rolle für die SPD. Man kannte sie als ein wenig radikal und damit ein wenig lästig für die Mutterpartei, nervig halt, vor allem aber als Durchlauferhitzer für spätere Karrieren in wichtigen Ämtern, bis hinauf ins Kanzleramt. Meist wurden sie mehr belächelt als beachtet, eine vorlaute Jugend. Nicht zuletzt ihr Bundeskongress in Schwerin hat nun gezeigt, dass die Jusos in diesem Spätherbst mehr sein könnten. Das liegt an ihrem Vorsitzenden, aber auch am tristen Zustand der SPD.

Kevin Kühnert ist mehr als nur vorlaut. Man kann ihn anstrengend finden und manche seiner Positionen weltfremd. Aber er ist zum Sprecher des No-Groko-Flügels der SPD geworden. Er will sie aus der großen Koalition wie aus einer Gefangenschaft befreien und sagt das unmissverständlich. Egal, wie man zu der Koalition steht: Das hebt sich wohltuend von jener Unbestimmtheit ab, die den Wettbewerb um den SPD-Vorsitz zu einer faden Veranstaltung werden ließ. Die Bewerber zeigen Skepsis oder Koalitionstreue.

Es fehlt die Zuspitzung, die der Stimmung der gespaltenen Partei entsprochen hätte. Für Kühnert, der in die SPD-Spitze strebt, erwächst daraus nun eine besondere Verantwortung. Er wird die Debatte über die Frage erzwingen müssen, wo die Partei hin will.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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