Jemen:Menschen fliehen aus Sanaa

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Saudi-Arabien setzt seine Luftangriffe auf Jemens Hauptstadt fort. Die USA hat es dabei nicht konsultiert, sondern nur informiert.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Mit Luftangriffen gegen Ziele in Jemens Hauptstadt Sanaa und der nördlichen Provinz Saada, der angestammten Heimat der Huthis, haben Saudi-Arabien und seine Verbündeten ihre Offensive gegen die schiitische Miliz fortgesetzt. Laut dem in saudischem Besitz befindlichen Sender al-Arabiya wurden auch Stellungen der Republikanischen Garde bombardiert. Diese sind loyal zu Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh und werden von dessen Sohn Ahmed befehligt. Saleh hat sich mit den Huthis verbündet und gilt vielen in Jemen als treibende Kraft hinter der Eskalation der vergangenen Wochen. Nach Angaben der Huthis starben erneut 15 Menschen bei den Angriffen. Augenzeugen berichteten, viele Bewohner Sanaas versuchten, wegen der Angriffe die Stadt zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.

In Washington wurde deutlich, dass Riad die USA zwar allgemein konsultiert, aber weitgehend unabhängig über den Militäreinsatz entschieden hat. General Lloyd Austin, Befehlshaber des für die Arabische Halbinsel und den Nahen Osten zuständigen Regionalkommandos des US-Militärs, sagte bei einer Anhörung im Kongress, er sei von Riad "unmittelbar vor Beginn" der Offensive informiert worden. Zu den Erfolgsaussichten der Militäroperation wollte er keine Aussagen machen, weil er deren "spezifischen Ziele" nicht kenne. Die USA hatten Saudi-Arabien politische Unterstützung sowie Geheimdienstinformationen und logistische Hilfe zugesagt, eine Beteiligung an den Kämpfen aber ausgeschlossen.

Die Bundesregierung hat "keine Zweifel an der Legitimität" der Angriffe, wie der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, in Berlin sagte: Es habe seitens der Regierung Jemens in einer "außerordentlich bedrohlichen Situation" eine Bitte an die Staatengemeinschaft gegeben. "Das ist nach den Regeln des Völkerrechts legitim, wenn auf die Bitte eines demokratisch gewählten Staatsoberhaupts Nothilfe gewährt wird."

Der international anerkannte Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi hatte am Dienstag zu einer Intervention aufgerufen. Der UN-Sicherheitsrat kam seiner Bitte um ein entsprechendes Mandat aber nicht nach. Schäfer betonte zugleich: "Wir setzen darauf, dass diese militärische Intervention kurzfristig ist." Die Probleme Jemens könnten weder durch Gewalt von innen noch von außen gelöst werden. Iran, wichtigster Unterstützer der Huthis und Rivale Saudi-Arabiens, verurteilte die Angriffe erneut. "Nichts als Blutvergießen und noch mehr Tote" brächten sie, sagte Außenminister Mohammad Dschawad Sarif.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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