Jemen:Kuhhandel für den Frieden

Endet der Bürgerkrieg? Auch Europa trägt Verantwortung.

Von Moritz Baumstieger

Vierzehn Millionen Menschen, die von Hunger bedroht sind. Fast zwei Millionen Kinder, deren Leben wegen Unterernährung in Gefahr ist. Zehntausend neue Cholera-Patienten jede Woche. Das Leid, das der Krieg über die Menschen in Jemen bringt, ist schon länger bekannt, seit fast vier Jahren tobt die Schlacht zwischen den Huthi-Rebellen und der saudisch geführten Koalition. Nur: Es interessierte bislang kaum jemanden. Nun gibt es Grund zur Hoffnung.

Nach dem Mord an Jamal Khashoggi gerät Saudi-Arabien selbst beim engsten Verbündeten unter Druck, den USA. Und plötzlich scheinen Verhandlungen möglich zu sein, die bisher scheiterten. Um ihr Bündnis mit dem Königshaus weiter rechtfertigen zu können, verlangt Trumps Regierung ein Zugeständnis, der unpopuläre Jemen-Krieg bietet sich da an. Einen solchen Kuhhandel kann man abstoßend finden - aber auch pragmatisch.

Die Menschen in Jemen interessiert nur der Frieden, die Weltgemeinschaft sollte deshalb diesen Moment nutzen. Die USA müssen beweisen, dass es ihr nicht nur um strategische Spielchen geht. Und Deutschland und die EU müssen zeigen, dass sie auch dann alles für die Befriedung von Bürgerkriegen tun, wenn diese in so entlegenen Weltgegenden toben, dass keine Flüchtlinge ihren Weg nach Europa finden.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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