Jemen:Kein Wasser

Lesezeit: 2 min

Rauch steigt auf, als ein Militärcamp der Huthi-Miliz in Sanaa aus der Luft getroffen wird. Nach der Feuerpause gehen die Gefechte in Jemen weiter. (Foto: Yahya Arhab/dpa)

Nach einer kurzen Feuerpause gehen die Gefechte in Jemen weiter - genauso das Leid der Bevölkerung.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Schwere Kämpfe in Jemen und die andauernde Luft- und Seeblockade durch Saudi-Arabien haben die Lage der Menschen im ärmsten Land der arabischen Halbinsel weiter verschärft. Durch den Mangel an Elektrizität und Treibstoffen sind inzwischen zwei Drittel der etwa 24 Millionen Jemeniten von sauberem Trinkwasser abgeschnitten, wie die Hilfsorganisation Oxfam mitteilte. Jemen litt schon vor dem Krieg unter extremer Wasserknappheit, der Krieg hat die Situation aber massiv verschlimmert. Ein fünftägiger humanitärer Waffenstillstand Mitte Mai hat nicht ausgereicht, um die Versorgung nachhaltig zu verbessern, auch wenn es gelungen war, medizinische Nothilfe und andere Hilfsgüter ins Land zu bringen.

Vor allem im Süden des Landes ist es in den vergangenen Tagen zu schweren Gefechten mit Dutzenden Toten gekommen. Dabei musste die schiitische Huthi-Miliz erstmals eine militärische Niederlage hinnehmen: Sunnitische Stammeskämpfer vertrieben die Huthis aus einem Ort im Distrikt al-Dhalea. In der drittgrößten Stadt Taizz schlugen die Schiiten die Attacken dagegen zurück. Saudi-Arabien und seine Verbündeten flogen weiter schwere Luftangriffe gegen die Miliz. Getroffen wurde ein Haus von Ahmed Saleh, dem Sohn des Ex-Präsidenten Ali Abdulla Saleh, der sich mit den Huthis verbündet hat und immer noch ihm ergebene Einheiten des Militärs kontrolliert.

Zerschlagen haben sich zunächst Hoffnungen auf Friedensgespräche unter Vermittlung der Vereinten Nationen, die am Donnerstag in Genf hätten beginnen sollen. Sie wurden auf unbestimmte Zeit vertagt, nachdem die international anerkannte Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi den Huthis die Bedingung gestellt hatte, ihre Autorität anzuerkennen und sich aus den größeren Städten des Landes zurückzuziehen. Beide Punkte sind in der Resolution des UN-Sicherheitsrates enthalten, die Saudi-Arabien und seinen Verbündeten ein Mandat für einen Militäreinsatz erteilte. Dessen Ziel ist es unter anderem, die anerkannte Regierung wieder einzusetzen, die sich derzeit im Exil in der saudischen Hauptstadt Riad aufhält.

Ihr Rückhalt in Jemen schwindet, allerdings gibt es auch schwere Vorwürfe gegen die Huthis. Sie haben nach Aussagen von unabhängigen Journalisten in Jemen Hunderte Anhänger der Islah-Partei verhaftet, die sie der Zusammenarbeit mit den Saudis beschuldigen. Auch bedrohen die Huthis Journalisten, die sich weigern, ihre Neutralität aufzugeben. Zudem werden ihnen wie auch den anderen Konfliktparteien schwere Menschenrechtsverletzungen im Zuge der Kämpfe angelastet. Nach offiziellen Angaben sind in dem achtwöchigen Krieg mehr als 2000 Menschen gestorben, unter ihnen viele Zivilisten. Die tatsächlichen Zahlen könnten noch höher liegen. Mehr als eine halbe Million Menschen sind auf der Flucht.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: