100 Jahre Erster Weltkrieg:Gaucks Tour zum Gedenken

Handkuss für Belgiens Königin, Umarmung mit Hollande: Bundespräsident Gauck und die Staatsoberhäupter der einstigen Feinde gedenken gemeinsam dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

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Handkuss für Belgiens Königin, Umarmung mit Hollande: Bundespräsident Joachim Gauck und die Staatsoberhäupter und Vertreter der im Ersten Weltkrieg verfeindeten Staaten trafen sich am 4. August 2014 in Lüttich beim alliierten Ehrenmal. Gemeinsam gedachten sie des Kriegsausbruchs vor 100 Jahren.

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Eingeladen hatte der belgische König Philippe (2 v.l.). Sein Land war Anfang August 1914 von deutschen Truppen überfallen worden - so wollte die Reichsführung Frankreich schnell besiegen. Als Garant der belgischen Neutralität (und weil London ein deutsches Übergewicht auf dem Kontinent verhindern wollte), erklärte Großbritannien daraufhin Berlin den Krieg. Im Bild: König der Belgier mit seiner Frau, Königin Mathilde (links) sowie der irische Präsident Michael D. Higgins (rechts) und Gattin Sabina.

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Auch Bundespräsident Joachim Gauck kam nach Lüttich - und begrüßte die belgische Königin galant mit Handkuss. Das deutsche Staatsoberhaupt hieß 1914 Kaiser Wilhelm II. - und war mitverantwortlich dafür, dass es im Sommer vor 100 Jahren zur Eskalation kam.

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Europa sei heute "befriedet und vereint", sagte der belgische König Philippe. Die Politiker stünden nun in der Verantwortung. Sie müssten darüber nachdenken, wie dieser Frieden erhalten bleiben könne. "Dies bleibt auch heute eine große Herausforderung." Im Bild: Ein Mädchen überreicht einen Ballon in der Friedensfarbe Weiß an Philippe.

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Gauck - hier im Gespräch mit Spaniens neuem König Felipe - forderte, aktiv für Freiheit, Recht und Toleranz einzutreten. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht gleichgültig bleiben, wenn Menschenrechte missachtet und Menschen bedroht würden.

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Millionen von Menschen litten heute unter Gewalt und Terror, an vielen Orten der Welt gebe es Kriege und Bürgerkriege, sagte Gauck bei der Zeremonie vor der hoch über die Stadt aufragenden Gedenkstätte der Alliierten. Vor hundert Jahren habe der Nationalismus "beinahe alle Herzen und Hirne verblendet." Dies und das "eklatante Versagen der Diplomatie" habe Europa in einen Brüderkrieg gestürzt, der schließlich weite Teile der Erde in Brand gesetzt habe. Im Bild: Blick auf die Tribüne mit den Ehrengästen.

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Hundert Jahre später würden noch immer "politische, völkische oder religiöse Überzeugungen" instrumentalisiert und als Rechtfertigung für Gewalt und Mord benutzt, warnte der Bundespräsident. Er forderte entschieden gegen Nationalismus vorzugehen.

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Die Vertreter von etwa 80 Ländern waren nach Lüttich geladen. Für die britische Königin erschien ihr Enkel: William (2 v.l.) mit seiner Frau Kate (3 v.l.) , die offiziell die Titel Duke and Duchess of Cambridge tragen.

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William und Kate unterhielten sich angeregt mit Francois Hollande (rechts). Frankreichs Staatschef forderte ein stärkeres internationales Engagement der EU. Europa könne nicht neutral bleiben, wenn die territoriale Integrität der Ukraine bedroht sei, wenn in Syrien, Irak und anderen Staaten Massaker verübt würden.

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Auch eine deutsche Militärkapelle war nach Lüttich gekommen und trat vor den Staats- und Regierungschefs an. Etwa 25 000 deutsche Soldaten waren am 4. August 1914 ins damals neutrale Belgien einmarschiert. Lüttich, das mit seinem Ring aus zwölf Festungen damals als eine der am besten geschützten Städte Europas galt, setzte sich erbittert zur Wehr.

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Erst nach schweren Gefechten mit mehreren tausend Toten ergab sich Lüttich und die Deutschen konnten ihren Eroberungszug in Richtung Frankreich fortsetzen. Dabei töteten sie in Belgien mehr als 6000 Zivilisten und zerstörten wertvolles Kulturgut. Der belgische Widerstand brachte den Belgiern Hochachtung ein, die britische Presse lobte damals das "brave little Belgium" (mutige kleine Belgien). Im Bild: Ein belgischer Veteran des Zweiten Weltkrieges zeigt seine Emotionen während der Zeremonie.

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100 Jahre später sind die einstigen "Erbfeinde" Frankreich und Deutschland eng verbunden. Besonders herzlich fiel die Begrüßung der beiden Präsidenten Hollande und Gauck in Lüttich aus.

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Schon am Vortag hatten sich Gauck und Hollande bei einer anderen Gedenkfeier geherzt. Die Präsidenten gedachten auf einer Veranstaltung der Opfer des Ersten Weltkrieges auf einer gesonderten deutsch-französischen Veranstaltung auf dem Hartmannsweilerkopf in Elsass-Lothringen, einer Region, die zwischen 1871 und 1914 zu Deutschland gehörte.

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Die beiden Staatschefs legten auf dem ehemaligen Schlachtfeld, wo sich deutsche und französische Soldaten in den Kriegsjahren 1915 und 1916 besonders brutal bekämpften, den Grundstein für ein gemeinsames Museum zum Ersten Weltkrieg.

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Auf dem 956 Meter hohen Hartmannsweilerkopf fielen nach heutigen Schätzungen zwischen bis zu 30.000 Soldaten aus beiden Ländern.

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(Foto: Getty Images)

Gauck und Hollande würdigten Aussöhnung Deutschlands und Frankreichs nach den beiden verheerenden Weltkriegen. In seiner Rede warnte der Bundespräsident vor populistischen Strömungen, die "wohlfeil mit antieuropäischen Parolen Stimmung machen". Im Bild: Beide Präsidenten mit Darstellern in historischen Uniformen von 1914.

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