Italienischer Premier Renzi:Maserati im Angebot

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Bei der aktuellen Versteigerung stehen auch Maserati-Modelle wie dieser Quattroporte (Archivbild) zum Verkauf. (Foto: AFP)

Viele Pferdestärken und ein prominenter Vorbesitzer: Italiens Premier Matteo Renzi verkauft gebrauchte Dienstwagen, darunter zahlreiche Luxuskarossen. Sein Land betrachtet die Aktion kritisch, denn teurer Nachschub ist schon bestellt.

Von Andrea Bachstein

Soll noch mal einer sagen, Italiens dynamischer Premier Matteo Renzi würde nicht durchziehen, was er angekündigt hat. "Treten Sie näher, Herrschaften", rief Renzi unlängst wie ein Markthändler. Vor den Kameras der Presseleute unterbreitete er sein Angebot: einen Alfa Romeo 166, Diesel, Baujahr 2007, 126 718 Kilometer Laufleistung. Einen BMW 525 Diesel von 2009, 141 163 Kilometer. Und noch 149 Fahrzeuge mehr. Die Autos, so erklärte Renzi, stammten allesamt aus den Fuhrparks der italienischen Regierung. Und sie sollten möglichst schnell zu Geld werden. Wenige Tage später nun hat der Premier per Twitter das Startsignal gegeben; auf Ebay kann ab sofort geboten werden.

Wer Renzis prächtige Auslage studiert, die bis zum 15. April unter den digitalen Hammer kommen soll, der kommt ins Staunen: All diese Fahrzeuge standen bislang dem Innen-, Justiz- und Verteidigungsministerium in Rom zur Verfügung. Drei VW Phaeton aus den Garagen des Justizministeriums sind darunter und zwei Jaguar-Modelle - ein S-Type R und ein XF 3,0 L DS, Sechszylinder, Luxus-Ausstattung. Das Verteidigungsministerium stellt sogar neun Maseratis außer Dienst, darunter einen Achtzylinder. Zunächst 151 Fahrzeuge sollen in den kommenden Wochen an die Meistbietenden gehen, hat der Premier angekündigt; später könnten noch mehr folgen.

Nicht die erste Dienstwagen-Versteigerung

Renzi lässt nicht zum ersten Mal Dienstwagen verkaufen. In seinem früheren Amt als Bürgermeister von Florenz hat er das auch schon getan. Natürlich weiß er, dass sich Italiens 2000-Milliarden-Defizit mit Gebrauchtwagenhandel nicht substanziell senken lässt. Es geht vor allem um Symbolik: um die Abschaffung von sichtbarem Luxus. Dafür stehen die Dienstfahrzeuge der öffentlichen Hand, im Volksmund "Auto blu" genannt. Sie heißen so, auch wenn die meisten gar nicht blau sind: Insgesamt 59 000 Autos stehen im ganzen Land in den Garagen des Staates, sie bilden den größten öffentlichen Fuhrpark Europas. Dabei sind Polizei- und Militärfahrzeuge wohlgemerkt noch nicht einmal mitgerechnet. Den Bürgern sind die Auto blu regelrecht verhasst, auch weil früher einige Politikergattinnen sie samt Fahrer zur Shoppingtour nutzten.

1663 dieser Fahrzeuge gehören zum Regierungsapparat. Den Rest teilen sich die untergeordneten Behörden und Gemeinden auf. Im Haushaltsjahr 2012 kostete der Unterhalt dieser riesigen Fahrzeugflotte rund eine Milliarde Euro. Die weitaus meisten der Gefährte dienen dabei nicht Repräsentationszwecken, sondern sind bescheidene Arbeitsfahrzeuge, grau lackiert, höchstens 1,6 Liter Hubraum - auch ein solches ist jetzt auf Ebay erhältlich, ein schlichter Fiat Croma.

Es mangelt nicht an Häme über Renzis Aktion. Die Protestbewegung "Fünf Sterne" weist darauf hin, dass der Staat gerade einen Auftrag für 210 neue, gepanzerte Autos ausgeschrieben habe. Bis 2015 sollen dafür 23 Millionen Euro ausgegeben werden. Ob sich das noch rückgängig machen lässt, ist unklar. Freude herrscht dagegen bei Renzis neuestem Geschäftspartner: "Ebay ist erfreut, einen Verkaufskanal der Regierung bereitzustellen für das Abtreten überflüssiger blauer Autos", lässt das Unternehmen auf seiner Homepage wissen.

© SZ vom 29.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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