Israel soll Angriff auf Iran planen:Chamenei droht dem Westen

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Rhetorisches Säbelrasseln im Orient: Nach Berichten über israelische Angriffspläne auf iranische Atomanlagen tönen scharfe Worte aus Teheran. Eindringlich warnt Irans geistliches Oberhaupt Chamenei den Westen vor Militärschlägen.

Der geistliche Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat die USA und Israel eindringlich vor militärischen Angriffen auf die Atomanlagen seines Landes gewarnt. "Schon das Nachdenken über solche Angriffe wäre für sie von Nachteil. Das Einleiten dieser Angriffe wäre zehn Mal so nachteilig für sie", sagte Chamenei beim Freitagsgebet in Teheran.

Ayatollah Chamenei bei einer Rede mit Militärs (Foto: REUTERS)

Gleichzeitig machte er klar, dass sich Iran durch keine Drohungen oder Sanktionen von seinem Atomprogramm abbringen lasse. "Wir haben unsere eigenen Drohungen, die wir zu gegebener Zeit umsetzen können", sagte er. Wie Teherans Antwort auf Angriffe aussehen könnte, sagte er nicht.

Zudem erklärte Chamenei, Teheran habe der libanesischen Hisbollah und der palästinensischen Hamas in ihrem Kampf gegen Israel beigestanden und werde das auch bei anderen tun, die sich gegen Israel stellen.

Warnungen vor Militärschlag auch aus Deutschland

Er reagierte auf einen Bericht der Washington Post, wonach Israel im Frühjahr einen militärischen Angriff auf iranische Atomanlagen starten könnte. US-Verteidigungsminister Leon Panetta gehe davon aus, dass es eine "starke Wahrscheinlichkeit" für eine solche Operation im April, Mai oder Juni gebe, berichtet das Blatt ohne konkrete Quelle in seiner Online-Ausgabe. Israel fürchte, dass Teheran bereits sehr bald über genügend angereichertes Uran verfüge, um eine Atombombe zu bauen.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière warnte Israel vor einem Militärschlag gegen Iran. "Die Lage rund um das Thema Iran und sein Nuklearprogramm ist besorgniserregend", sagte der Minister der Zeitung Die Welt. Er fügte hinzu, man nehme die Sorgen Israels sehr ernst. "Aber wir warnen Israel auch vor Abenteuern."

Seit Wochen steigen wegen des iranischen Atomprogramms die Spannungen. Teheran hatte im Falle weiterer Sanktionen mit einer Blockade der Ölexporte durch den Persischen Golf gedroht. De Maizière sagte, bei nüchterner Betrachtung spreche nichts dafür, dass die Iraner ein Interesse daran haben könnten, die Öltransporte durch die Meerenge von Hormus zu blockieren. Damit würde Teheran sich selbst schaden. "Aber ich gestehe: Ich bin nicht ganz sicher, wie rational es in Teheran zugeht."

Auch der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat sich gegen einen militärischen Einsatz gegen Iran ausgesprochen. Dies wäre aus seiner Sicht "der Bankrott der Politik und der Diplomatie". Ischinger plädierte im Deutschlandfunk als Alternative für eine Politik der Abschreckung gegenüber Iran. Eine derartige Strategie habe sich im Kalten Krieg bewährt, und er könne nicht erkennen, dass sie nicht auch gegen die Führung in Teheran funktionieren werde. Auch müsse abgewartet werden, ob nicht die verschärften Sanktionen ihre Wirkung zeigten.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz diskutieren an diesem Wochenende unter anderem US-Außenministerin Hillary Clinton, US-Verteidigungsminister Leon Panetta, der russische Außenminister Sergej Lawrow und Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen über den Atomstreit mit Iran.

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