Irak:Entscheidung in Mossul

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Eine Familie im Westen von Mossul. Mehr als 230 000 Zivilisten mussten in der Stadt bereits ihre Häuser verlassen. (Foto: Felipe Dana/AP)

Die irakische Armee drängt die Terrormiliz Islamischer Staat immer weiter zurück. Gleichzeitig sind Hunderttausende Zivilisten auf der Flucht vor den Kämpfen.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die Offensive der irakischen Regierung zur Rückeroberung Mossuls von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geht laut Premierminister Haidar al-Abadi in die entscheidende Phase - während zugleich immer mehr Menschen vor den Grausamkeiten des IS und den heftigen Kämpfen fliehen. Abadi sagte, die Regierungstruppen hätten den IS vollständig eingekesselt, die Tage der Dschihadisten seien gezählt. Laut einem Kommandeur haben sich die Soldaten bis auf 800 Meter der Altstadt genähert. In den engen Straßen müssen die Soldaten Haus für Haus durchsuchen und können sich nur sehr eingeschränkt mit gepanzerten Fahrzeugen bewegen.

Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind inzwischen fast 100 000 Menschen aus dem Westteil der zweitgrößten irakischen Stadt geflohen. Die Zahl der insgesamt aus ihren Häusern vertriebenen Bewohner steigt damit auf etwa 230 000. Die meisten von ihnen sind in Lagern untergebracht. Die Armee versucht, ihnen die Flucht zu ermöglichen, allerdings attackiert der IS die Menschen mit Mörsergranaten und Scharfschützen. Die irakischen Truppen greift der IS mit Autobomben an und mit Drohnen, die Sprengsätze abwerfen. Diese gefährden auch die Zivilisten. Einige gerieten auch ins Kreuzfeuer von Gefechten oder wurden durch Luftangriffe der irakischen Luftwaffe oder der von den USA geführten internationalen Koalition gegen den IS getroffen. Gesicherte Zahlen von getöteten Zivilisten gibt es nicht.

Den Ostteil der Stadt hatte das Militär im Januar für befreit erklärt, die Offensive zur Rückeroberung des Westens hat am 19. Februar begonnen. Im Osten sind inzwischen Zehntausende zurückgekehrt; die Versorgung ist weiter schwierig. In Vierteln nahe des Tigris, der die Stadt teilt, gehen aber weiter Geschosse nieder, die der IS im Westen abfeuert. Bis zu 600 000 Menschen sollen nach Schätzungen der Regierung und der UN dort noch eingeschlossen sein. Die Regierungstruppen eroberten am Mittwoch die dritte von fünf Brücken über den Tigris und rückten weiter auf die Nuri-Moschee vor, in der sich 2014 der IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi zum Kalifen ausgerufen hatte.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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