Syrien:Enger Vertrauter Assads setzt sich ab

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Der Rückhalt für das Assad-Regime bröckelt: Ein Mitglied des innersten Führungszirkels ist desertiert. Nach Angaben des französischen Außenministeriums ist Brigadegeneral Manaf Tlass auf dem Weg nach Paris.

Ein Jugendfreund und langjähriger Vertrauter des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ist offenbar abgetaucht: Ein Sprecher des französischen Außenministeriums bestätigte am Freitag, dass der zunächst in die Türkei geflohene General Manaf Tlass auf dem Weg nach Paris sei.

Tlass ist der Sohn eines ehemaligen Verteidigungsministers. Er stammt aus Rastan in der Provinz Homs, die sich zu großen Teilen unter der Kontrolle der syrischen Aufständischen befindet. Er gehörte lange Jahre zur Republikanischen Garde, einer Eliteeinheit, die für die Sicherheit der Staatsführung unmittelbar verantwortlich ist. Tlass gehörte zu den wenigen Sunniten in der von Alawiten dominierten Militärführung. Die Assad-Familie gehört der alawitischen Minderheit an.

Deserteure sollen bei der Flucht geholfen haben

Syrische Deserteure sollen Tlass bei der Flucht in die Türkei geholfen haben, sagte ein Kommandeur der Freien Syrischen Armee, Riad al-Asaad. Er habe Tlass bisher persönlich nicht getroffen, sagte er weiter.

Ein Hauptmann der von Deserteuren gegründeten Freien Syrischen Armee in der türkischen Grenzprovinz Hatay sagte: Für den Sturz des Regimes sei die Fahnenflucht dieses Mannes ein wichtiger Faktor. Er habe jedoch Zweifel an seinen Motiven. "Was ist eine Fahnenflucht noch wert, wenn das Regime schon dabei ist, sich aufzulösen?"

Die syrische Muslimbruderschaft erklärte, Tlass habe in seinem Haus im Damaszener Stadtteil Messe seit Monaten unter Hausarrest gestanden. Unter Experten gilt der Kommandeur als möglicher Kandidat für eine Führungsrolle im Sicherheitsapparat nach einem Zusammenbruch des Assad-Regimes.

Tlass war in jungen Jahren ein Freund von Basil al-Assad, der 1994 bei einem Autounfall ums Leben kam. Basil war vom damaligen Präsidenten Hafis al-Assad ursprünglich als Nachfolger vorgesehen gewesen. Nach dem Tod seines Lieblingssohnes rückte Baschar nach, der schließlich im Jahr 2000 das politische Erbe seines Vaters antrat.

Vom türkischen Außenministerium gab es am Freitag keine Bestätigung für eine Ein- oder Durchreise von Tlass. "Zumindest bis zur vergangenen Nacht ist kein Mann mit diesem Namen in die Türkei eingereist", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Tlass unter anderem Namen über die Grenze gekommen sei.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/AFP/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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