Inflation:Ärgernis für Sparer

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Das Vermögen von Millionen Deutschen schrumpft, weil ihnen Banken allenfalls Mini-Zinsen zahlen, während die Teuerung auf 1,8 Prozent springt. Trotzdem will die EZB nicht gegensteuern.

Von Thomas Öchsner und Markus Zydra, Frankfurt/München

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind auf den höchsten Stand seit fünf Jahren gestiegen. Die Inflationsrate lag 2017 durchschnittlich bei 1,8 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Der zunehmende Preisdruck schadet Sparern, die ihr Geld auf Giro- und Festgeldkonten deponiert haben. Dort liegen die Zinserträge zumeist deutlich unter einem Prozent, was die Geldentwertung nicht kompensiert. Viele Sparer machen real einen Verlust, ihr Geldvermögen schrumpft.

Die niedrigen Zinserträge sind Folge der lockeren Geldpolitik. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins seit 2016 bei null Prozent. Sie wollte damals eine weitere Rezession vermeiden. Mittlerweile wächst Europas Wirtschaft mit über zwei Prozent so stark wie seit 2007 nicht mehr. Durch den Aufschwung stieg auch die Inflationsrate in der Euro-Zone auf 1,5 Prozent. Doch der EZB reicht das nicht. Sie strebt in der Währungsunion eine Inflationsrate nahe zwei Prozent an. Davon ist man noch weit entfernt, in Italien und Frankreich sind die Preise zuletzt nur knapp über ein Prozent gestiegen. Europas Notenbank setzt ihre lockere Geldpolitik daher fort und hat ihr billionenteures Anleihekaufprogramm kürzlich bis September verlängert. Das billige Geld hat einen Immobilienboom ausgelöst, doch für Sparer wird die Lage immer dramatischer.

Die deutschen Privathaushalte horten mit 2,2 Billionen Euro etwa 40 Prozent ihres Geldvermögens auf Bankkonten, so die Bundesbank. Das Gros dieser Gelder liegt auf Tagesgeldkonten. Dort gibt es nach Angaben des Finanzportals Biallo.de aktuell einen durchschnittlichen Zinsertrag von 0,16 Prozent, zweijährige Festgeldanlagen werfen im Schnitt 0,38 Prozent ab.

An den Aktienmärkten hätten Anleger die hohe Inflationsrate locker ausgleichen können. Der Leitindex Dax machte im vergangenen Jahr ein Plus von knapp 13 Prozent. Doch viele Menschen misstrauen den Börsen. Die Erfahrungen der Finanzkrise wirken noch nach.

Besonders die Energiepreise sind gestiegen: Sprit verteuerte sich um sechs Prozent, Rohöl um gut drei und Heizöl sogar um 16 Prozent. Mieter müssten deshalb bei der Abrechnung der Nebenkosten für 2017 mit steigenden Energiekosten rechnen, warnte der Deutsche Mieterbund. Immerhin haben Arbeitnehmer, die einen Tariflohn erhalten, unter dem Strich mehr im Geldbeutel. Nach Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zogen die Löhne im Jahr 2017 um durchschnittlich 2,4 Prozent an. Nach Abzug der Inflation blieben damit 0,6 Prozent mehr übrig. Die Kaufkraft der Tarifbeschäftigten ist also leicht gewachsen, wenn auch nicht so stark wie in den Jahren 2014 bis 2016. Damals lag das Plus bei 1,9 bis 2,4 Prozent.

Für die Rentner in Westdeutschland blieb vom Anstieg der gesetzlichen Altersbezüge (1,9 Prozent) nach Abzug der Inflation kaum etwas übrig. Besser könnte es 2018 aussehen, sofern die Teuerungsrate konstant bleibt. In diesem Jahr rechnet die Rentenversicherung mit einer Rentenerhöhung von etwa drei Prozent.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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