Indien:Dutzende Verletzte bei Ausschreitungen in Delhi

Tausende Menschen haben in Indien gegen ein neues Gesetz für die Einbürgerung von Nichtmuslimen demonstriert. Die Polizei ging am Sonntag mit Tränengas und Schlagstöcken gegen sie vor. (Foto: dpa)
  • Bei Protesten in Delhi gegen das umstrittene indische Einbürgerungsgesetz sind mehr als 100 Menschen verletzt worden.
  • Das Gesetz soll illegalen Einwanderern aus Bangladesch und Pakistan die Einbürgerung erleichtern, es sei denn, sie sind Muslime.
  • Muslime in Indien und nichtreligiöse Gruppen sehen darin einen Verstoß gegen Indiens säkulare Verfassung.

Bei Protesten gegen die indische Staatsbürgerschaftsreform ist es in Delhi zu schweren Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Mehr als 100 Menschen wurden am Sonntag nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern verletzt. Insgesamt beteiligten sich den Behörden zufolge etwa 4000 Demonstranten an dem Protest in der Nähe der Nationalen Islamischen Universität im Südosten der Hauptstadt.

Landesweit laufen Demonstranten seit fünf Tagen Sturm gegen die Reform, in Delhi war es der dritte Tag in Folge. Die Reform soll die Einbürgerung von Nichtmuslimen erleichtern. Das Parlament hatte das Gesetz in den vergangenen Tagen verabschiedet. Es soll nichtmuslimischen Flüchtlingen aus mehreren Nachbarländern, die vor religiöser Verfolgung fliehen, die Möglichkeit geben, indische Staatsbürger zu werden. Muslime sind von dem Gesetz explizit ausgenommen, was islamische und säkulare Gruppen in Indien verärgert.

Die Polizei habe zunächst versucht, die Menge im Zaum zu halten, doch dann seien Kämpfe ausgebrochen und Demonstranten hätte Busse, Autos und Motorräder angezündet. Die Polizei haben Augenzeugen zufolge daraufhin Tränengas eingesetzt und sei mit Gummiknüppeln auf Demonstranten losgegangen.

Die Einsatzkräfte drangen nach eigenen Angaben auch auf den Campus vor, um die Ordnung wiederherzustellen. Studenten hätten Steine geworfen. Sechs Beamte seien verletzt worden. Nach Darstellung von Studenten und Mitarbeitern der Universität verschafften sich die Polizisten allerdings mit Gewalt Zugang zu der Hochschule. "Es wurde keine Erlaubnis erteilt. Unsere Mitarbeiter und Studenten werden zusammengeschlagen und gezwungen, den Campus zu verlassen", sagte ein ranghoher Fakultätsangehöriger.

© SZ.de/AP/Reuters/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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