Glosse:Das Streiflicht

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Die Welt scheint reich an Ikonen zu sein. Sind es womöglich zu viele oder bräuchten wir, im Gegenteil, viel mehr von ihnen?

(SZ) Wolfgang Joop, dessen Gesicht, ergänzt um das klassische Joop-Hemd zum Joop-Anzug, geradezu ikonisch ist, sagte kürzlich, Kate Moss sei "einfach eine Ikone", auch weil sie sich so lange gehalten habe. Die feine Fußnote hat es in sich, denn Ikonen sind ja in der Tat sehr alte und durch ihre über Jahrhunderte erprobte Haltbarkeit eben ikonisch gewordene Heiligenbildchen. Eine Ikone ist also einerseits ein kostbares, hübsch anzusehendes Abbild einer nicht ganz so hübschen Realität, andererseits ist sie eine olle Kamelle, aber das darf man nicht zu laut sagen. Die Welt, aber auch Deutschland ist voller Ikonen, besonders im Sport, der seit knapp einer Woche der Fußball-Ikone Franz Beckenbauer nachruft, worüber der "Sportinformationsdienst" (SID) in einen regelrechten Ikonen-Rausch geraten ist. Denn laut dieser hellhörigen Agentur haben sich nicht nur die Torhüter-Ikone Sepp Maier und die Tennis-Ikone Boris Becker vor dem Verstorbenen verneigt, sondern auch viele andere Nicht-Ikonen, die allerdings bei der Trauerfeier in der Hofkapelle der Münchner Residenz zusammenfanden, "wo einst die Musik-Ikone Mozart ihre Werke aufführte".

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