Hugo Chávez im Krankenhaus auf Kuba:Reif für die Insel

Lesezeit: 2 min

Es war zuletzt wenig zu hören von Venezuelas sonst so redseligem Präsidenten - verdächtig wenig: Seit zwei Wochen regiert Hugo Chávez von einem Krankenbett in Kuba aus, wo er sich einem Noteingriff unterziehen musste. In seiner Heimat wird nun heftig über den Gesundheitszustand des Präsidenten spekuliert.

Peter Burghardt

Am Sonntag hätte er wieder seinen Auftritt gehabt; seit zwölf Jahren unterhält Hugo Chávez fast jedes Wochenende sein Volk. "Aló Presidente" heißt die Fernsehshow des Staatschefs von Venezuela, "Hallo Präsident", und dauert gewöhnlich viele Stunden lang. Doch zuletzt war von dem sonst so redseligen Politiker wenig zu hören gewesen - verdächtig wenig, finden Verschwörungstheoretiker.

Ein Bild von Hugo Chávez aus dem vergangenen Jahr: Seit der Präsident auf Kuba in Krankenhaus ist, wir din Venezuela über seinen Gesundheitszustand spekuliert. (Foto: dpa)

Am 5. Juni hatte Chávez seine Heimat verlassen, wegen Knieproblemen tat er dies mit einer Krücke. Er reiste zu Besuchen nach Brasilien, Ecuador und am 8. Juni nach Kuba, so weit war alles Routine. Am 10. Juni jedoch hieß es aus Havanna, dem Gast sei bei einem Noteingriff ein Abszess an der Hüfte entfernt worden. Danach wurde es auffällig still um Chávez. Nun fragen sich Freunde und Feinde, wie es dem Comandante wirklich geht und wann er wieder nach Hause kommt.

Seit 19 Tagen befindet sich der venezolanische Patient auf der Insel, Rückkehr ungewiss. Das Parlament in Caracas erteilte ihm am 14. Juli sogar die Genehmigung, bis auf weiteres vom sozialistischen Bruderstaat Kuba aus zu regieren, was die Opposition für verfassungswidrig hält. Kurz zuvor hatte Chávez via Telefon im TV-Kanal Telesur versichert: "Die Operation war erfolgreich." Die Biopsie habe keine Anzeichen für eine Bösartigkeit ergeben.

Man sah Chávez auf einem Foto im Krankenhaus mit Fidel und Raúl Castro, seinen kubanischen Gastgebern. Das Geheimnis um seine Verfassung erinnerte an Fidel Castros Darmleiden von 2006, von dem sich der Revolutionsführer indes beachtlich erholt hat. Im Falle des Venezolaners indes misslang der Versuch von Außenminister Nicolás Maduro, das Publikum zu beruhigen. "Die Schlacht, die der Präsident um seine Gesundheit schlägt, muss die Schlacht von uns allen sein", hatte Maduro am Freitag gesagt. "Eine Schlacht für das Leben, für die unmittelbare Zukunft unseres Vaterlandes."

Gerüchte von Prostatakrebs

Eine Schlacht um die Gesundheit? Das klang dramatisch. Dazu kamen Hinweise der Zeitung El Heraldo aus Miami, wonach der Zustand von Chávez laut US-Geheimdienstkreisen "kritisch" sei. Gerüchte von Prostatakrebs machten die Runde. Allerdings meldet sich der Rekonvaleszent wieder auf Twitter, wo ihm 1,65 Millionen Anhänger zugerechnet werden. "Eine gigantische Umarmung an meine Soldaten und mein Volk", schickte der frühere Offizier Chávez am Jahrestag der Unabhängigkeits- Schlacht von Carabobo, dazu kubanische Parolen: "Immer bis zum Sieg. Wir werden siegen. Inzwischen sind auch Tochter und Enkel in Havanna eingetroffen. Und Chávez' Bruder Adán gab bekannt, "in zehn oder zwölf Tagen" sei der Präsident wieder daheim.

Vizepräsident Elías Jaua verkündete, "unser Kommandant" erhole sich und sei bei Kräften, um sein Amt zu führen. "Die Rechte" reibe sich die Hände, aber Chávez werde "noch lange" an der Macht bleiben. 2012 will er seine nächsten Wahlen gewinnen, trotz gegenwärtiger Engpässe. Das Ölland Venezuela leidet unter einer chronischen Energiekrise, und bei einer Gefängnisrevolte in Caracas starben mehrere Menschen.

Der oppositionelle Abgeordnete Ismael García rechnet mit Chávez' Wiederkehr pünktlich zum 5.Juli, zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Venezuelas. "Die Chavisten", glaubt er nämlich, "planen einen bombastischen Auftritt - ähnlich dem Einzug von General George Patton in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg."

© SZ vom 27.06.2011/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: