Horst Seehofer:Der Dung

Die Medien sind schuld: Das ist oft die einfachste Ausrede.

Von Detlef esslinger

Wer möchte derzeit mit Horst Seehofer tauschen? In einem bayerischen Bierzelt sagte er nun, er könne die Menschen schon verstehen, die nach dem Streit zwischen CDU und CSU über die Asylpolitik ein negatives Bild von ihm hätten. Das sei Folge einer "Kampagne der Medien".

Die gute alte Medienkampagne. Das Wort hat schon so vielen Menschen Dienste erweisen sollen, wenn sie es in der Öffentlichkeit gerade schwer haben. Man benennt diese große, pauschal gefasste Gruppe - weshalb auch keine Gegenrede kommen wird. Man legt nahe, dass die Mitglieder dieser Gruppe sich auf irgendeine geheimnisvolle, jedenfalls verwerfliche Weise gegen einen verbündet haben; da ein Teil des Publikums ohnehin Vorurteile gegen "die" Medien kultiviert, ist der Dung ja vorhanden, auf dem diese Art der Schuldzuweisung gedeihen könnte. Ob's aber in diesem Fall etwas nützt?

Es hat doch niemand die Sprüche erfunden, mit denen Horst Seehofer zuletzt in die Öffentlichkeit geriet. Etwas zu lange ließ er den Satz undementiert, wonach er "mit der Frau" (Merkel) nicht mehr arbeiten könne. Niemand hatte ihn gezwungen zu feixen, dass 69 Afghanen an seinem 69. Geburtstag abgeschoben wurden. Niemand vor ihm hat je das Spektakel geboten, als Parteichef und Minister einen Rücktritt anzukündigen, den er sich dann doch wieder anders überlegte. Kampagne der Medien? Eher trifft auf ihn der philosophische Satz zu, den einst der Fußballer Andreas Brehme formulierte: "Hast du Scheiße am Fuß, hast du Scheiße am Fuß."

© SZ vom 04.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: