Hongkong:Die Stadt brodelt

Die Wahl zeugt vom neuen demokratischen Aufbruch. Peking zürnt bereits. Hongkong steht unter enormen Spannungen.

Von Kai Strittmatter

Gute Nachricht aus Hongkong: Bürgergeist und demokratisches Engagement sind quicklebendig. Vielleicht lebendiger denn je. Noch nie waren so viele Hongkonger an der Wahlurne wie am Sonntag. Die Regenschirmrevolte vor zwei Jahren ist einfach versandet? Falsch. Sie hat, wie sich nun zeigt, eine neue Generation von Demokraten hervorgebracht, Kräfte, die nun die Bühne wechseln im politischen Kampf in Hongkong.

Die Spannungen aber werden nun wohl steigen. Die Stadt ist gespalten. Auf der einen Seite die Pekingfreunde, denen Stabilität und Ruhe über alles geht. Auf der anderen Seite die vor allem jungen Hongkonger, deren Zorn über Pekings zunehmende Einmischung täglich wächst. Vor zwei Jahren, als sie auf die Straße gingen, um das Zentrum zu besetzen, da wollten sie die Bewahrung ihres Lebensstils, Demokratie, freie und direkte Wahlen. Von einem unabhängigen Hongkong sprach damals keiner. Das hat sich geändert. Ein halbes Dutzend der neuen Parlamentarier spricht nun offen von Unabhängigkeit oder wünscht sich eine weit größere Autonomie für Hongkong.

Peking muss das ein Grauen sein - aber Peking hat mit seinen Repressalien selbst erst für die düstere Stimmung gesorgt. Peking schimpft Leute wie Nathan Law, mit 23 der jüngste Parlamentarier, als "giftig" und "radikal". Aber es war Pekings Unnachgiebigkeit, die jene Radikalen erst hervorgebracht hat.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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