US-Bürger erzählen von zwei Jahren Haft in Iran:"Eine Kostprobe der Brutalität des Regimes"

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Fast 26 Monate saßen sie im Gefängnis von Teheran, jetzt sind die beiden wegen Spionage verurteilten US-Bürger in ihre Heimat zurückgekehrt. Sie berichtet vom Horror in iranischen Gefängnissen und erheben schwere Vorwürfe gegen das Regime Ahmadinedschads - kritisieren aber gleichzeitig die US-Regierung.

Ihre Odysee hat ein Ende. Nach mehr als zwei Jahren in iranischer Gefangenschaft sind Shane Bauer und Josh Fattal wieder in ihrer Heimat. Bei ihrer Rückkehr verurteilten die beiden freigelassenen Männer die "Brutalität" des Teheraner Regimes. Während ihrer mehr als zwei Jahre in dem berüchtigten Evin-Gefängnis hätten sie ein "qualvolles" Leben führen müssen. Gleichzeitig kritisierten Bauer und Fattal aber Menschenrechtsverletzungen seitens der US-Regierung, die von solchen Staaten als Rechtfertigung für die Misshandlung von Amerikanern benutzt würden.

Josh Fattal (links) und Shane Bauer sind zurück in den USA. (Foto: Reuters)

Die in Iran wegen Spionage verurteilten Männer waren in der vergangenen Woche gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von insgesamt einer Million US-Dollar freigelassen worden. Zunächst waren Bauer und Fattal nach Oman geflogen worden. Über London kamen sie nun auf dem John-F.-Kennedy-Flughafen in New York an.

Bei einer Pressekonferenz in einem Hotel der Stadt sahen beide sehr dünn aus, auch wenn sie versucht hatten, sich in der Haft körperlich und geistig fit zu halten. Ihren täglichen Hofgang hätten sie mit Joggen im Kreis und Gewichtheben mit Wasserflaschen verbracht. In ihrer nicht einmal zehn Quadratmeter großen Zelle diskutierten sie über Literatur oder stellten einander Wissensfragen.

Sie hätten während ihrer fast 26 Monate langen Haft "eine Kostprobe von der Brutalität des iranischen Regimes erhalten", sagte Bauer vor Journalisten in New York. Weder seien ihnen Besuche von Schweizer Diplomaten, die in Iran die US-Interessen vertreten, noch von ihrem Anwalt gestattet worden.

Sie seien "in fast totaler Isolation von der Welt und allem, was wir lieben, gehalten worden; unserer Rechte und Freiheiten entzogen", beschrieb Bauer. "Wir mussten mehrfach in Hungerstreik treten, nur um Briefe von unseren Angehörigen zu erhalten", sagte Fattal. "Häufig, viel zu häufig, hörten wir die Schreie anderer Häftlinge, die geschlagen wurden, und wir konnten nichts tun." Auch habe man sie vereinzelt misshandelt, Bauer sei geschlagen und Fattal die Treppen heruntergestoßen worden. Regelmäßig wurden ihnen die Augen verbunden.

Wenn sie die Wachen auf die Behandlung ansprachen, hätten diese auf "vergleichbare Bedingungen" im US-Gefangenenlager Guantanamo verwiesen. "Wir glauben nicht, dass solche Menschenrechtsverletzungen seitens unserer Regierung die Behandlung von Häftlingen in Iran rechtfertigen", sagte Bauer. Sie lieferten aber "anderen Regierungen, darunter der Irans, eine Entschuldigung" für die Misshandlung von US-Bürgern.

Fattal sagte, der ganze Fall sei von Anfang an Teil des politischen Streits zwischen Iran und den USA gewesen. Sie wüssten nicht, ob sie tatsächlich die Grenze zu Iran überschritten hätten und würden dies vermutlich auch nie erfahren. Die Ironie der Geschichte sei, sagte Bauer, dass sie alle drei gegen die Politik der USA gegenüber Iran seien. Fragen von Reportern ließen die beiden Männer nicht zu.

Die beiden Amerikaner waren im Juli 2009 zusammen mit einer Begleiterin festgenommen worden, nachdem sie nach eigenen Angaben beim Wandern im irakischen Kurdengebiet versehentlich die Grenze zu Iran überquert hatten. Sie wurden von einem Teheraner Gericht wegen illegalen Grenzübertritts und Spionage zu jeweils acht Jahren Haft verurteilt.

Fattals Verlobte Sarah Shourd war bereits im vergangenen Jahr gegen Zahlung von 500.000 Dollar freigekommen, für Bauer und Fattal waren jetzt eine Million Dollar fällig. Die Familien der beiden erklärten, sie wüssten nicht, wer das Geld bezahlt habe.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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