Haushaltsprobleme:Erzbischof Koch warnt vor Kürzungen bei „Ärmsten der Armen“

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Der promovierte Theologe Heiner Koch im Interview mit dpa in Berlin. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Im Berliner Landeshaushalt klafft ein Milliardenloch. An deutlichen Einsparungen führt wohl kein Weg vorbei. Erzbischof Koch appelliert an die Politik, den Rotstift mit Bedacht anzusetzen.

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Berlin (dpa/bb) - Angesichts der aktuellen Probleme im Landeshaushalt warnt Berlins Erzbischof Heiner Koch vor Einsparungen im Sozialbereich. „Ich verstehe, dass der Staat mit weniger Geld auskommen muss und nicht auf Dauer Schulden macht auf Kosten der nächsten Generation“, sagte Koch der Deutschen Presse-Agentur.

„Pauschale Kürzungen sind aber der falsche Weg: Wir müssen die Diskussion verantwortungsvoll führen, was unverzichtbar ist und wo gekürzt werden kann. Vor allem aber darf es nicht zulasten der Armen gehen, die auch am wenigsten Gehör finden“, so der Erzbischof. „Denen wollen wir eine Stimme geben.“

Koch verwies darauf, dass in Zeiten hoher Energiepreise und Inflation immer mehr Menschen finanzielle Probleme hätten. „Die Not der Menschen wird größer.“ Vor diesem Hintergrund sei klar, dass auch die Kirche und ihre Caritas sich stärker in die Pflicht nehmen lassen müsse. „Ich möchte aber Armut nicht nur auf das Thema materielle Armut begrenzen“, so Koch. „Mich bewegen auch die vielen einsamen Menschen in Berlin.“

Der Erzbischof verwies zudem auf das Engagement des Erzbistums Berlin im Bildungsbereich, das gleichfalls ein wichtiger Beitrag zur allgemeinen Daseinsfürsorge sei. „Wir haben 27 Schulen, eine Hochschule, und es gibt rund 60 katholische Kitas. Neben der Caritas leisten wir auch damit ganz bewusst einen Dienst für die Zukunft der gesamten Gesellschaft“, sagte Koch. „Das ist sinnvoll investiertes Geld, Einsatz und Personal.“

Auch bei leeren Kassen dürften solche Investitionen in Caritas und Bildung nicht gekürzt werden. „Das ist das Gefährliche. Wenn Sie jetzt den Hahn zudrehen, denken Sie: „Ja, geht doch mal eine Zeit lang ohne, oder mit weniger““, sagte Koch. „Auf Dauer sind die Folgen für die Gesellschaft verheerend.“

Senat und schwarz-rote Koalition wollen in diesem und im nächsten Jahr im Landeshaushalt jeweils rund 1,75 Milliarden Euro einsparen. Wo genau diese sogenannte pauschale Minderausgabe ansetzen soll, ist noch offen und wird hinter den Kulissen heftig diskutiert - Mitte April soll ein Vorschlag des Senats auf dem Tisch liegen.

Soziale Organisationen haben vor diesem Hintergrund seit geraumer Zeit die Befürchtung, dass am Ende nicht zuletzt Gelder für ihre Arbeit gestrichen werden und Projekte damit vor dem Aus stehen. Auch mehrere Bezirksbürgermeister warnten bereits vor einer solchen Entwicklung.

© dpa-infocom, dpa:240330-99-510481/2

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