Sondertribunal in Den Haag:Ein Angeklagter im Hariri-Verfahren schuldig gesprochen

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Ort des Attentats in Beirut: Sicherheitskräfte inspizieren im Februar 2005 den gewaltigen Krater, den die Detonation der Bombe in den Boden gerissen hatte. (Foto: AFP)

Vor 15 Jahren explodierte eine Bombe in Beirut und tötete den damaligen libanesischen Premier Rafik Hariri und 21 weitere Menschen. Nun hat ein Sondertribunal das Urteil verkündet.

Vor gut 15 Jahren explodierte eine Bombe in Beirut und tötete den ehemaligen libanesischen Premier Rafik Hariri und 21 weitere Menschen. Nun hat ein UN-Sondertribunal in einem Vorort von Den Haag zunächst einen der vier Angeklagten schuldig gesprochen. Der Libanese Salim Ajjasch sei an dem Terroranschlag beteiligt gewesen, urteilten die Richter in Leidschendam bei Den Haag. Drei weitere Hisbollah-Mitglieder wurden vom Vorwurf der Verwicklung in den Anschlag freigesprochen.

Zuvor hatten die Richter bei der über Stunden dauernden Verlesung des Urteils das Ermittlungsergebnis zum Hintergrund der Tat verkündet: Demnach bleiben die Drahtzieher des Attentats unklar. Die Richter kommen zu dem Ergebnis, dass es keine Beweise für eine Verwicklung der Führung der radikalislamischen Terrorgruppe Hisbollah oder der syrischen Assad-Regierung gebe.

Zwar hätten beide womöglich Motive gehabt, Hariri aus dem Weg zu räumen, erklärte Richter David Re bei der Urteilsverkündung. Aber für eine Beteiligung der Hisbollah und Syriens gebe es keine Belege, hieß es in der 2600 Seiten umfassenden Begründung. Angeklagt waren vier Hisbollah-Mitglieder, denen eine Verschwörung zur Tötung Hariris vorgeworfen wurde. Der Prozess war in Abwesenheit der vier Angeklagten geführt worden und hatte sich lange hingezogen.

Am 14. Februar 2005 hatte sich ein Attentäter in die Luft gesprengt, als Hariris Autokolonne im Zentrum der libanesischen Hauptstadt Beirut an ihm vorbeifuhr. Außer dem 60 Jahre alten sunnitischen Politiker starben noch 21 Personen, 226 wurden verletzt. Das Entsetzen in Libanon und die internationale Empörung waren groß.

Hariri, ein wohlhabender Geschäftsmann, genießt bis heute bei vielen Libanesen großes Ansehen. Er spielte beim Wiederaufbau des Landes nach jahrelangem Bürgerkrieg eine zentrale Rolle.

Viele Libanesen geben dem syrischen Assad-Regime, das zu dem Zeitpunkt Truppen in Libanon stationiert hatte, die Schuld an dem Anschlag. Das Urteil sollte ursprünglich am 7. August verlesen werden; der Termin wurde jedoch wegen der Staatstrauer nach der Explosion im Hafen Beiruts verschoben.

© SZ/dpa/Reuters/odg/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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