Handy:Suche nach der Esc-Taste

Ausgerechnet Investoren von Apple wollen die Nutzer ein­schränken.

Von Ulrike Heidenreich

Mobiltelefone dürften Streitthema Nummer eins in Familien sein. Der digitale Alltag entzweit Eltern und Kinder von morgens bis abends. Wer darf wie lange ans Smartphone? Die Escape-Taste bei Whatsapp oder Youtube finden viele handysüchtige Jugendliche schon lange nicht mehr. Nun naht eine Lösung. Ausgerechnet zwei Großinvestoren von Apple fordern eine Software, mit der Eltern die Nutzungsdauer bei iPhones beschränken können. Die Kapitalanleger tun dies in ureigenem Interesse. Das ist so absurd, dass es schon wieder gut ist.

Ein "sich ausbreitendes gesellschaftliches Unbehagen" über die intensive Smartphone-Nutzung machen die Investoren plötzlich aus. Der Lehrer-Pensionsfonds Calstrs und das Unternehmen Jana Partners halten Aktien in Höhe von zwei Milliarden Dollar an Apple. Um deren Wert fürchten sie nun - denn der Groll könnte ja eines Tages auf den Konzern zurückschlagen. Die Dauernutzung von iPhones habe außerdem "ungewollte negative Folgen" bei Kindern.

Das ist keine neue Erkenntnis in Zeiten, in denen Kliniken Ambulanzen für Medienabhängigkeit einrichten müssen. In denen Studien Entwicklungsstörungen durch Handysucht konstatieren. In denen Eltern an der Technik verzweifeln, um die Internetverbindung zu kappen. Nun soll alles ganz einfach mit einer Software gehen. Das Image von Apple könnte dies vielleicht steigern - die Lebensqualität von Familien aber auf jeden Fall. Das ist dann ein echter Wert.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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