Hamburg:Virus  auf der Krebsstation

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Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sind bereits Patienten mit der autologen Stammzelltransplantation behandelt worden. Auch Simone Schramm könnte dort eine Therapie erhalten. (Foto: Bodo Marks/dpa)

Die Uniklinik prüft, wie das Corona-Virus auf die Onkologie kam. 18 Patienten sind infiziert, drei liegen auf der Intensivstation. Auch mehrere Mitarbeiter sind angesteckt.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Wie kam das Coronavirus in einen der sensibelsten Bereiche eines führenden deutschen Krankenhauses? Wer wusste wann davon? Mit solchen Fragen müssen sich das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und auch die zuständigen Behörden beschäftigen, seitdem ungefähr 40 Patienten und Mitarbeiter der Onkologie positiv auf Covid-19 getestet wurden. Der Spiegel berichtete, die Infektionen gingen auf eine infizierte Reinigungskraft zurück, die UKE-Sprecherin Saskia Lemm jedoch schreibt auf Anfrage: "Die genauen Wege der Infektion werden derzeit mit Hochdruck aufgearbeitet und können nicht auf eine einzelne Person zurückgeführt werden."

Laut NDR allerdings könnte der Ausbruch auf der Onkologie bereits einen Monat zurückliegen, demnach habe eine Person offenbar keinen Mundschutz getragen. Das UKE gab am Mittwochnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt, dass ein Pfleger am 5. April mit Symptomen auffällig geworden und dann positiv auf Covid-19 getestet worden sei. Danach und bis in die vergangene Woche hinein wurde das Virus dann bei mehreren Krebspatienten nachgewiesen. Derzeit werden laut UKE 18 von ihnen stationär betreut, drei Patienten liegen auf der Intensivstation, einer werde beatmet. Die Krebstherapie werde bei allen verlegten Patienten von Fachpersonal fortgesetzt. Bei stationären Neuaufnahmen werde auf Covid-19 getestet, auch das Personal sei getestet worden. Infizierte Angestellte befänden sich in häuslicher Isolierung.

Bekannt wurden die Fälle erst dieser Tage, nach Ostern. Kritik an der Informationspolitik weist das renommierte Krankenhaus zurück. "Die zuständigen Behörden wurden unmittelbar informiert", heißt es, man habe professionell und konsequent gehandelt. Aus dem rot-grünen Hamburger Senat dringen dennoch widersprüchliche Meldungen. "Wenn wir es gewusst hätten, hätten wir am Dienstag auf der Landespressekonferenz darüber informiert", zitiert der NDR aus Senatskreisen. Die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank von den Grünen dagegen sagte, das UKE sei transparent gewesen und habe die Gesundheitsämter informiert, die für die Klinik und an deren Wohnorten für die Patienten zuständig seien.

Ein erster Hamburger Corona-Fall wurde im UKE am 27. Februar gemeldet, der Mitarbeiter der Kinderstation hatte sich im Urlaub in Italien angesteckt. Insgesamt werden im UKE derzeit etwa 50 an Covid-19 Erkrankte behandelt, 23 von ihnen intensivmedizinisch. Klinikdirektor Carsten Bokemeyer aus der Onkologie verweist darauf, dass unter Krebspatienten allgemein gehäuft Fälle von Covid-19 auftreten können. Man lerne, beides gleichzeitig zu behandeln.

© SZ vom 16.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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