Haiti:Ex-Diktator "Baby Doc" festgenommen

Lesezeit: 2 min

Sein Name steht für eines der grausamsten Kapitel in der Geschichte Haitis: Zwei Tage nach seiner überraschenden Rückkehr auf die Karibikinsel hat die Polizei den ehemaligen Diktator Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier zu einem Verhör abgeführt.

Der haitianische Ex-Diktator Jean-Claude "Baby Doc" Duvalier ist knapp zwei Tage nach seiner überraschenden Rückkehr in Haiti festgenommen worden. Wie Reporter des lokalen Senders Radio Metropole am Dienstag berichteten, wurde der 59-Jährige mit einer schweren Polizeieskorte von dem Luxushotel "Karibe" in Port-au-Prince weggebracht. Er sei festgenommen worden.

Jean-Claude Duvalier, genannt "Baby Doc" am 17. Januar in seinem Hotelzimmer auf Haiti. Am Tag darauf wurde der ehemalige Diktator von der Polizei festgenommen. (Foto: REUTERS)

Zuvor war er von Polizei und Staatsanwaltschaft verhört worden. Duvalier schwieg, als er abgeführt wurde. Seine Lebensgefährtin Veronique Roy lachte nur über die Fragen der wartenden Journalisten, ob Duvalier verhaftet sei.

Der Präsident der Anwaltskammer von Port-au-Prince, Gervais Charles, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Duvalier sei zur Staatsanwaltschaft gebracht worden, "um ihn über die Akte gegen ihn zu unterrichten". Ein Regierungsvertreter erklärte, Duvalier solle wegen des Verdachts der Veruntreuung vernommen werden. Vor dem Hotel forderten mehrere Duvalier-Anhänger, den ehemaligen Präsidenten freizulassen.

Nach Angaben des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCR) könnte Duvalier wegen Verbrechen belangt werden, die während seiner 15-jährigen Amtszeit verübt wurden. Es sei weitaus einfacher, Verbrechen in dem Land zu ahnden, in dem sie begangen wurden, sagte UNHCR-Sprecher Rupert Colville in Genf.

Schweizer Behörden bereiten sich unterdessen darauf vor, sieben Millionen Schweizer Franken (etwa 5,5 Millionen Euro) von Duvaliers Vermögen permanent zu beschlagnahmen. Das Geld war seit Jahren eingefroren, doch am 1. Februar tritt nun ein Gesetz in Kraft, das umgangssprachlich "Lex Duvalier" genannt wird und die Beschlagnahmung legalisiert. Die Schweiz kündigte an, das Geld an Haiti zurückgeben zu wollen.

"Baby Doc" war erst am Sonntag nach 25 Jahren im Exil nach Haiti zurückgekehrt. Beobachter vermuten, dass er versuchen könnte, die Instabilität auszunutzen, um zurück an die Macht zu kommen. Für Dienstag hatte er eigentlich eine Pressekonferenz geplant, bei der er die Hintergründe seiner Rückkehr erläutern wollte. Die haitianische Regierung hatte zuvor einen Prozess gegen ihn grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Menschenrechtsorganisationen hatten am Montag die unverzügliche Festnahme Duvaliers gefordert, dem Folterungen, Exekutionen und massive Korruption vorgeworfen werden.

Der Name Duvalier steht für eines der finstersten Kapitel in der Geschichte Haitis. Fast drei Jahrzehnte beherrschte der Familien-Clan die bettelarme Karibikrepublik. Vater François "Papa Doc" Duvalier, ein früherer Landarzt, errichtete nach seinem Wahlsieg 1957 ein Terrorregime, dem Zehntausende zum Opfer fielen. Nach seinem Tod übernahm Jean-Claude 1971 die Staatsgeschäfte. Auch er nannte sich "Präsident auf Lebenszeit", musste aber 1986 ins Exil flüchten.

Unter "Baby Doc" ließ der Terror der gefürchteten Spezialeinheiten der "Tontons Macoutes" in Haiti zwar etwas nach, dafür nahmen Korruption und Selbstbereicherung nie gekannte Ausmaße an. Schlagzeilen machte der dunkelhäutige Duvalier Jr. auch durch seine Heirat mit der reichen Mulattin Michèle Bennett 1980 und der für ein Land wie Haiti skandalös teuren Hochzeitsfeier.

© dpa/AP/Reuters/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: