"Guardian"-Bericht:Briten lieferten Gaddafi-Kritiker an Libyen aus

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Freundschaftlich: Der damalige britische Premier Tony Blair und Machthaber Muammar Gaddafi 2007 in Libyen. (Foto: Getty Images)
  • Die britische Regierung unter Premier Tony Blair soll dem ehemaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi bei der Auslieferung von Oppositionellen geholfen haben.
  • Das berichtet der Guardian und verweist auf entsprechende Dokumente aus den Jahren 2006 und 2007.
  • Londoner Rechtsanwälte vertreten Betroffene, die nun klagen wollen.

Brief dokumentiert enge Zusammenarbeit

Großbritanniens Regierung hat angeblich sehr eng mit dem ehemaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi zusammengearbeitet und libyische Regimekritiker massiv unter Druck gesetzt. Das berichtet der Guardian mit Verweis auf Dokumente, die nach Gaddafis Sturz 2011 in Tripolis sichergestellt wurden. Diese sollen nun als Grundlage für eine Schadensersatzklage von Dissidenten dienen, schreibt der Guardian.

Wie tief die Beziehungen waren, lässt sich aus einem Brief lesen, den das Blatt veröffentlicht hat. Darin entschuldigt sich Blair dafür, dass ein Gericht die Auslieferung von Regimekritikern nach Libyen verhindert habe. Zudem bedankt sich Blair für die "exzellente Zusammenarbeit" bei der Bekämpfung von Terrorismus und schreibt: "Ich bin, wie Sie wissen, bestrebt, diese Partnerschaft weiter zu entwicklen". Blair verfasste den Brief mit den Eingangsworten "Lieber Muammar" und schloss mit "Beste Grüße, für immer Dein Tony".

Gaddafi-Gegner klagen nun

Londoner Anwälte bereiteten eine Klage im Namen von zwölf Gaddafi-Gegnern vor, heißt es im Guardian. Sechs Libyer, die Witwe eines weiteren sowie fünf Briten, die aus Libyen und Somalia stammten, werfen der britischen Regierung demnach unter anderem Freiheitsentzug, Erpressung und Amtsmissbrauch vor. Das Blatt schreibt, die Kläger seien mehrmals verhaftet und mehrmals in Saudi-Arabien misshandelt worden.

Die Dokumente zeigen demnach auch, dass die britischen Geheimdienste MI5 und MI6 Oppositionsführer tausendfach befragten, nachdem diese mit Hilfe der Briten entführt und in libysche Gefängnisse gebracht worden waren. Beide Männer berichten, massiv gefoltert worden zu sein. Zudem sollen libysche Agenten in Großbritannien mit dem MI5 zusammengearbeitet und mehrmals Oppositionelle eingeschüchtert haben, die in Großbritannien Asyl erhalten hatten.

Blair habe sich immer gegen Folter ausgesprochen

Ein Sprecher Blairs sagte, es sei kein Geheimnis, dass Libyen und Großbritannien bei der Terrorbekämpfung kooperiert hätten. "Um Zweifel auszuräumen", betonte er zudem, dass Blair sich immer gegen Folter ausgesprochen habe und ihre Anwendung nicht geduldet habe.

Blair war von 1997 bis 2007 britischer Premier der Labour-Partei und steht zudem wegen der verzögerten Veröffentlichung einer Untersuchung zum Irakkrieg unter Druck.

© Süddeutsche.de/dpa/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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