Grüne:Kretschmann, lädiert und furios

Von Amtsmüdigkeit hat Kretschmann auf dem Landesparteitag nichts erkennen lassen

Von Josef Kelnberger

Winfried Kretschmann ist reichlich lädiert heimgekehrt von seinem Ausflug in die Bundespolitik. Erst hat ihn sein Erzrivale Jürgen Trittin auf dem Parteitag der Grünen beim Thema Vermögensteuer versenkt, dann hat ihn Horst Seehofer als Bundespräsidenten und schwarz-grüne Galionsfigur verhindert, sehr zur Freude seiner Parteifeinde. Berliner Salon-Linke pappten ihm schöne Etiketten an: CDU plus Krötenschutz, CDU plus Insektenschutz. Ist Kretschmann, seit seinem Wahlsieg im März einer der beliebtesten Politiker des Landes, nun also entzaubert?

Nachdem die Opposition in Baden-Württemberg schon von Kretschmann-Dämmerung raunte, hat er nun vor seiner Landespartei eine ziemlich furiose Rede gehalten. Aus Trotz begründete er sein Weltbild von den bedrohten Fluginsekten her, landete aber schnell bei der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. Wer, wenn nicht die Grünen, könnten den Übergang vom Verbrennungsmotor zur E-Mobilität moderieren, bei dem so viele Tausend Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen? Es war eine urgrüne, zumindest im Süden der Republik mehrheitsfähige Rede.

Von Amtsmüdigkeit hat Kretschmann nichts erkennen lassen. In Stuttgart waren zuletzt erste Debatten über mögliche Nachfolger entbrannt. Aber es gibt außer ihm derzeit niemanden bei den Grünen, der das fragile Bündnis mit der CDU zusammenhalten könnte.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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