Grüne:Der Komet von Kiel

Die Partei hat beim Personal eine Auswahl wie keine andere.

Von Heribert Prantl

Die Grünen haben Glück. Dies Glück zeigt sich zwar noch nicht in Wahlergebnissen. Es zeigt sich aber an einer Personalauswahl, von der andere Parteien nur träumen können. Die Grünen werden, wie es aussieht, in Kürze eine ganz neue, junge Parteispitze wählen, die einen echten Generationenwechsel bringt - mit Robert Habeck, 48, und mit Annalena Baerbock, 36. Der eine verkörpert die dritte, die andere die vierte Generation der Partei; beide sind weit weg von Fundi- und Realokämpfen der frühen grünen Jahre; sie sind frisches Grün.

Habeck ist einer, der schon recht bekannt ist; Baerbock ist eine, die das Zeug hat, sich bekannt zu machen. Habeck hat als Schriftsteller und Vize-Regierungschef in Schleswig-Holstein einen Ruf, der schon ein wenig mit dem von Kretschmann in Baden-Württemberg vergleichbar ist; und die Bewunderung, die er genießt, erinnert bisweilen an die Zeiten, als Joschka Fischer der Star der Grünen war. Aber: Das Klima in Berlin ist rauer als in Kiel. Kometen verglühen dort schnell.

Und was passiert mit Cem Özdemir? Der hat sich (wohl auch in verfrühter Freude auf ein Ministeramt) vom Parteivorsitz verabschiedet. Es wäre ungut, wenn die Grünen im Bundestag den kauzigen Biologen Hofreiter vom Fraktionsvorsitz wegräumen, um so Platz für Özdemir zu schaffen. Dessen Platz ist eher in Stuttgart; die Grünen müssen überlegen, wer das Zeug hat, um Kretschmann nachzufolgen.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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