Glosse:Das Streiflicht

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Mag sein, dass es im Journalismus nicht mehr so glanzvoll zugeht wie vordem. Aber es gibt immer noch eine Zeitung, die allen Krisen und Zumutungen widersteht.

(SZ) Es soll Menschen geben, die sich regelmäßig das 7:1 der deutschen Fußballweltmeister im WM-Halbfinale gegen Brasilien auf Youtube anschauen, weil sie sich dann nicht mehr so unnütz und unverstanden fühlen. Wie oft auch Journalisten zu diesem fragwürdigen Egostärkungsmittel greifen, ist nicht belegt. Sie kämen aber in die engere Berufsgruppenauswahl, weil sie viel Aufmerksamkeit für ihre Arbeit erwarten und schnell enttäuscht sind, wenn sie ausbleibt ("Mich liest keiner mehr!"). Diese bittere Einschätzung hat übrigens kaum etwas mit der Auflagenhöhe ihrer Zeitung zu tun. Vielmehr frisst sich der Zweifel wie ein Schatten in das Ego noch der größten Starreporter, wenn mal zwei Tage lang weder ein Kollege noch die sogenannte Leserschaft in ihr Büro stürmt und ruft: Was für ein Text! Oder wenigstens: Für diese Beleidigung werde ich Sie verklagen, Sie kleiner Schreibfink!

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