Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

Der Verkehrsminister droht mit Fahrverboten am Wochenende. Wäre das denn so schlimm? Ehrlich gesagt, ja.

(SZ) Leute, es ist Wochenende, Frühlingsgedichte flattern durch die Lüfte und aus dem Saharastaub schimmert die Sonne hervor - das ist ein Carpe-diem-Moment, da gibt es nur eins: Raus aus den Federn, rein in den SUV, drei Minuten warmlaufen lassen, damit der Kavaliersstart gelingt, dann auf die Autobahn zur Ausfahrt "Ins Grüne", dort, wo die Veilchen träumen und der Spargel wächst. Was gibt es Schöneres, als mit 180 Sachen durch die Landschaft zu brausen, am besten in einer endlosen Schlange Gleichgesinnter, denn gemeinsam macht der Geschwindigkeitsrausch immer noch am meisten Spaß. Und wenn der Glücksgott es ganz gut meint, läuft dazu im Radio Neil Youngs "Long may you run", das weltschönste Liebeslied für ein Auto, das den als Bandbus zweckentfremdeten Leichenwagen namens "Mort" unsterblich machte. Wie schwer taten sich dagegen die Dichter in alten Zeiten, wenn sie die "Frische Fahrt" besangen und gezwungen waren, mit den trostlosen Zeilen zu enden: "Fahre zu! Ich mag nicht fragen, wo die Fahrt zu Ende geht!" Wir vom Schicksal verwöhnten Jetztzeit-Menschen wissen, wo die Fahrt endet: im Stau.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: