Glosse:Das Streiflicht

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Woody Allen vermisst die Romantik und möchte deshalb keine Filme mehr drehen. Dabei gibt es doch noch andere schöne Gefühle, die zur Kunst führen können.

(SZ) Kürzlich war im Dresdner Wochenkurier zu lesen, 2024 sei das Jahr der Romantik. Nun haben die Dresdner natürlich guten Grund, den Mund derart voll zu nehmen, denn der von allen Deutschen inzwischen wie ein thailändischer König verehrte Maler Caspar David Friedrich soll in Dresden zur künstlerischen Meisterschaft gelangt sein. Warum ausgerechnet der Romantiker Friedrich mit seinen düsteren und entmutigenden Sturmlandschaften gerade so en vogue ist, haben viele sehr kluge Köpfe und einige empfindsame Herzen erklärt. Ein Grund liegt vermutlich darin, dass die Leute auf Friedrichs Gemälden ähnlich ratlos und verloren in der Weltgeschichte herumstehen wie wir heute. Die Romantiker selbst, also die Helden und sehr wenigen Heldinnen der Kunst- und Poesie-Epoche des frühen 19. Jahrhunderts, sehnten sich ja damals auch schon in andere Zeiten zurück, zum Beispiel ins mittelalterliche Nürnberg. Der verrückte Geschichtenerzähler Ludwig Tieck und sein heißsporniger Kumpel Heinrich Wackenroder unternahmen regelrechte Safaris dorthin.

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