Glosse:Das Streiflicht

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Wie kommen die Titel auf die Bücher? Kazuo Ishiguro holt sich, hierin - und nur hierin - Rita Falk zu vergleichen, dafür Anregungen auch aus Kochbüchern.

(SZ) Als man die Heilige Schrift noch für einen Ratgeber in allen Lebenslagen hielt, war es guter Brauch, mit ihrer Hilfe einen Blick in die Zukunft zu tun. Das Orakel beruhte auf der gut abgesicherten Annahme, dass jede Bibelstelle eine göttliche Offenbarung sei und dass man, wo immer man das Buch der Bücher aufschlage, richtigliege. Die gängigste Methode war das Bibelstechen. Man öffnete die Bibel blindlings und stach, wiederum blindlings, mit einer Nadel oder mit dem Finger in die Seite, und siehe da, aus der vermeintlich beliebigen Stelle ließ sich ein Wink für die Zukunft gewinnen. Die kirchlichen Autoritäten sahen darin einen verwerflichen, bestenfalls albernen Aberglauben, und ein zur Rundung dieses Textes unternommener Versuch bestätigt diese Skepsis. Unser Finger landete bei Jeremia, wo es in Kapitel 49, Vers 33, heißt, dass Hazor eine Drachenwohnung werden soll. Hazor? Drachen? Zielt das auf den angespannten Wohnungsmarkt?

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