Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

Dieses Jahr treffen an Ostern zwei Heiterkeitssysteme aufeinander: das Osterlachen und der Aprilscherz. Alles in Deckung gehen?

(SZ) Freunde eines reibungslosen, sozusagen wohltemperierten Jahresablaufs halten es für angemessen, dass sich die pro Jahr vorgesehenen Ereignisse gleichmäßig über dessen 365 Tage verteilen. Alles andere wird als störend wahrgenommen, als Eingriff in den natürlichen Gang der Dinge. Fallen zum Beispiel die zwei Weihnachtsfeiertage auf einen Samstag und Sonntag, so sieht die arbeitende Bevölkerung darin eine Art Unwucht, die es durch Gegengewichte, bevorzugt freie Krankentage aufgrund diffusen Unwohlseins, auszuwuchten gilt. Um derlei Irritationen entgegenzuwirken, hat die Kirche in ihrer Weisheit ein paar Feiertage auf feste Wochentage gelegt, den Karfreitag auf einen Freitag, Christi Himmelfahrt und Fronleichnam auf Donnerstage. Ostersonntag und -montag sind ähnlich gut vertäut, und doch werden sie dieses Jahr seltsam überschattet. Das von vielen Geistlichen noch - oder neuerlich - praktizierte Osterlachen gerät mit dem notorisch lustigen 1. April aneinander, und dass die Uhren diesmal parallel zur Auferstehung Christi vorgestellt werden, ist als bescheidene theologische Anspielung ja auch nicht zu verachten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: