Glosse:Das Streiflicht

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Kirgisistan hat eine Sonnenblume in der Flagge. Der Präsident findet das Motiv zu lasch und will es ändern.

(SZ) Außerirdische, die unseren Planeten besuchen, wundern sich immer wieder, welches Gedöns die Erdlinge um diese farbig bedruckten, oft an Masten hängenden, mitunter auch auf Särgen liegenden Tücher machen. "Flaggen" nennen die Menschen, jedenfalls jene, die Deutsch sprechen, diese Textilien. Auch das Wort "Fahne" ist gebräuchlich, und da schwingt doch gleich etwas Immaterielles, ja Metaphysisches mit, vor allem, wenn mit der Fahne die unsichtbare Alkoholwolke gemeint ist, die einen Trinker in mysteriöser Weise umgibt. Aber auch außerhalb der ehrenwerten Kneipenkultur ist die Fahne weit mehr als nur ein Stück Stoff. Sie wird angebetet und besungen, sie kann Freiheit symbolisieren, aber auch die barbarische Macht eines Diktators; hinter einer Fahne, früher war es die rote, ziehen Menschen in die Revolution, die Flagge des Feindes wird bespuckt und verbrannt, und mancher Kriegsherr verlor lieber fünfzigtausend Mann als die Fahne. Und wenn der Jolly Roger, die Totenkopf-Flagge, gehisst wird, hilft nur noch Flucht: Entweder stehen Piraten vor der Tür oder der FC St. Pauli, in jedem Fall aber Unheil.

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