Glosse:Das Streiflicht

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Gottes Liebe ist, wie die Fachleute sagen, unendlich. Das ist nun dahin gehend präzisiert worden, dass er auch die als "Brummer" verschrienen Sänger liebt.

(SZ) Weihnachten ist nicht nur ein kirchliches Fest, sondern auch ein Phänomen für die Kulturwissenschaft. Einer aus dieser Zunft, Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg, hat die Sache von den entgegengesetzten Enden her angepackt. Einerseits, sagte er der dpa, sei "ein permanentes Herauslösen christlicher Sinngehalte, Bekenntnisse und Symbole aus dem Alltag" zu registrieren, andererseits "eine tiefe Sehnsucht nach Spirituellem". Zwischen diese Blöcke positioniert Hirschfelder die Weihnachtslieder "als eine Art Exit-Strategie", die es uns gestattet, durch exzessives Singen und, mehr noch, durch still duldendes Anhören von Weihnachtsliedern dem christlichen Sinngehalt wieder so nahe zu kommen, wie das mit "Schneeflöckchen, Weißröckchen" oder dem rotnasigen Rentier Rudy gehen mag. In Ausübung dieser Exit-Strategie trafen sich jetzt im Niedersachsenstadion zu Hannover an die 12 000 Menschen zum gemeinsamen Weihnachtsliedersingen, wobei auch ein theologisches Aperçu abfiel: Laut Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes hat der liebe Gott "auch den Brummer lieb".

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