Glosse:Das Streiflicht

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Zauber des Kunstbetriebs: Als in Bonn eine Ausstellung zu Ende ging, zählte man ein Bild mehr, als man aufgehängt hatte.

(SZ) Vor ein paar Jahren gab es in München eine Gaudi, die insofern das Zeug zum Höheren hatte, als es sich um eine Kunstgaudi handelte. Die Künstlerin Aneta Steck, der die Männerlastigkeit in der an der Theresienwiese gelegenen "Ruhmeshalle" ein Stein des Anstoßes war, versuchte dem Übelstand mit einer Kunstaktion abzuhelfen. Sie modellierte sich selbst und jubelte die Gipsbüste der altehrwürdigen Marmorbüstensammlung unter. Der lustige Frevel wurde erst Monate später durch einen Radiobeitrag aufgedeckt und avancierte zu einem Nach- und Weiterdenkbrummer erster Güte. Der Glossist dieses Blattes sah hinter dem Streich Claude Khazizian (Monsieur Claude), dessen Spezialität es war, sich unter Prominente zu mischen und in deren Gruppenfotos einzuschleichen. Ein Mann der Kirche kam von Khazizian auf den im Evangelium erwähnten Hochzeitsgast, der kein Hochzeitskleid anhat und deshalb in die äußerste Finsternis geworfen wird, wo bekanntlich Heulen und Zähneknirschen herrschen.

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