Glosse: Das Streiflicht

Man erntet, was man sät, sagt der weise Landwirt. Manche ernten Sturm, andere einen Kürbis.

(SZ) Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat diese Woche einen Kürbis geerntet, was sehr schön für ihn ist, schließlich ist es nicht jedem Politiker vergönnt, die Früchte seines Tuns einfahren zu können. Manch einer macht sich jahrelang im Lössboden des Berliner Politikbetriebs die Hände schmutzig, und dann, wenn das Reformpflänzchen endlich trägt, hat das undankbare Wahlvolk die Konkurrenz auf der Regierungsbank platziert. Özdemir dagegen konnte, nur dreieinhalb Monate nachdem er den Setzling gepflanzt und gewässert hatte, seinen "Cem-Kürbis" präsentieren. Formschöner kann Politik kaum sein, doch auf dem von seinem Haus verbreiteten Foto sieht Özdemir trotzdem seltsam skeptisch aus. Vielleicht liegt das daran, dass sein Cem-Kürbis eher putzig geraten war und er insgeheim von Größerem träumt. Zum Beispiel von dem 1052 Kilo schweren Atlantic-Giant-Kürbis, mit dem ein Züchter aus Bayern gerade einen neuen Rekord aufgestellt hat. Der grüne Agrarminister jedenfalls guckte weniger wie ein Kürbis-Champ, sondern eher wie Friedrich Merz, nachdem ihm Markus Söder statt der Kanzlerkandidatur eine Woche im Schweigekloster angetragen hatte.