Glosse:Das Streiflicht

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Olaf Scholz sagt, er habe in seiner Jugend nie einen Joint geraucht. Wenn er trotzdem ein harter Hund ist, könnte er's ruhig mal zeigen.

(SZ) Die Beschimpfung der Jugend hat einen kilometerlangen und ziemlich verstaubten Zopf. Seit den ersten Keilschriftaufzeichnungen läuft das Gemaule darauf hinaus, dass die Jugend zuchtlos und heruntergekommen sei, dass sie keinen Respekt vor dem Alter habe und dass überhaupt das Ende der Welt nahe sei. Das alles ist wenig differenziert, doch fehlt es auch dort an Präzision, wo man ins Detail geht. La Rochefoucauld sagt, Jugend sei eine ständige Trunkenheit, "une ivresse continuelle", und Goethe vertritt die Meinung, Jugend sei "Trunkenheit ohne Wein". Meinen sie beide das gleiche, ist auch Frankreichs Jugend ohne Wein trunken? So oder so empfiehlt es sich, auf Authentisches zurückzugreifen. Gerhard Schröder zum Beispiel erinnert sich, in seiner Jugend die Revolutionen geplant zu haben, die er später als Kanzler verhinderte, Angela Merkel beschäftigte sich in ihrer Jugend unter anderem mit der Frage, warum sie nicht Eiskunstläuferin werden könne, und Jack Nicholson hat in seiner Jugend "alles durchprobiert, was zu haben war". Einen schönen Joint, verriet er vor Jahren dem Spiegel, schätze er immer noch.

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