Gewalt in Syrien:Dutzende Zivilisten in Homs massakriert

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Im syrischen Homs sind Berichten zufolge etwa 50 Frauen und Kinder getötet worden. Gegner von Präsident Assad machten Truppen des Regimes für die Gräuel verantwortlich. Das Staatsfernsehen spricht dagegen von bewaffneten Terrorgruppen.

Das Töten in Syrien setzt sich mit unbeschreiblicher Brutalität fort. Bei einem Massaker in der syrischen Stadt Homs sind nach Darstellung von staatlichen Medien und Oppositionellen Dutzende Menschen getötet worden. Nur wer hat die Gräueltat tatsächlich zu verantworten?

Syrische Staatsmedien machen "Terroristen" für die Morde verantwortlich. Die Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass bewaffnete Banden Bewohner der Stadt entführt und getötet hätten. Anschließend hätten sie die verstümmelten Leichen gefilmt, "um internationale Reaktionen gegen Syrien auszulösen".

Ganz anders stellen syrische Aktivisten die Vorgänge dar: Nach ihren Angaben haben Truppen von Präsident Baschar al-Assad in der Stadt etwa 50 Frauen und Kinder "massakriert". "Die Leichen von mindestens 26 Kindern und 21 Frauen sind in den Vierteln Karm al-Seitun und al-Adawije gefunden worden, einige mit durchgeschnittener Kehle, andere erstochen", sagte Hadi Abdallah, örtliches Mitglied der "Generalkommission der syrischen Revolution" der Nachrichtenagentur AFP.

Das Blutbad sei am Sonntag von Mitgliedern der Schabiha begangen worden, bewaffneten Milizionären von Präsident Assad. Aus Furcht vor weiteren Massakern flohen nach Angaben von Oppositionellen Hunderte Familien in der Nacht zum Montag aus Homs. Laut Abdallah gelang es Mitgliedern der gegen den Präsidenten kämpfenden Freien Syrischen Armee, die Leichen des Massakers in den sichereren Stadtteil Bab Sebaa zu bringen und dort zu filmen.

"Wenn die internationale Gemeinschaft schweigt, können künftig noch weitere Massaker geschehen", erklärte Abdallah. "Wir fordern ohne Umschweife eine ausländische Militärintervention, Militärschläge gegen das Regime und die Bewaffnung der Freien Syrischen Armee."

Die Gewalt in Syrien sollte im Laufe des Tages Thema einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats sein. Am Rande war ein Treffen von US-Außenministerin Hillary Clinton mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow vorgesehen. Am Wochenende hatte sich der Syrien-Sondergesandte der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, Kofi Annan, in Damaskus um ein Ende der Gewalt bemüht. Bislang erfolglos.

Syrischer Nationalrat fordert sichere Zone

Der Syrische Nationalrat (SNC) fordert inzwischen die Einrichtung einer sogenannten sicheren Zone in Syrien. Angesichts der jüngsten Verbrechen in Homs sei es notwendig, die Stadt und die umliegenden Gebiete zu schützen. Die Arabische Liga, die Vereinten Nationen und die Organisation der islamischen Staaten müssten dringend einschreiten, um das Töten zu beenden.

Im Libyenkonflikt hatte die Nato im vergangenen Jahr das von Oppositionellen kontrollierte Gebiet im Osten des Landes mit Luftangriffen vor dem Zugriff der Truppen des Diktators Muammar al-Gaddafi geschützt. Für einen vergleichbaren Einsatz in Syrien gibt es bislang kein UN-Mandat.

© Reuters/dpa/AFP/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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