Gewalt in Syrien:Arabische Liga setzt Beobachtermission aus

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Sie stand von Anfang an unter keinem guten Stern, ein Teilnehmer hat sie gar eine Farce genannt: Die Beobachtermission der Arabischen Liga in Syrien hat ihren Einsatz unterbrochen. Die anhaltende Gewalt im Land zwinge die Liga, die Sicherheit der entsandten Beobachter sicherzustellen.

Von Anfang an stand die Beobachtermission unter keinem guten Stern, wurde in Syrien verspottet und für dumm verkauft, vorzeitig abgereiste Beobachter gingen hart mit der syrischen Regierung ins Gericht. Nun hat die Arabische Liga nach Angaben aus Diplomatenkreisen ihren Einsatz in Syrien unterbrochen.

Die Entscheidung sei angesichts der anhaltenden Gewalt getroffen worden und werde im Laufe des Tages offiziell bekanntgegeben, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Die Mission war bei der Opposition von Anfang an umstritten. Sie verzögere ein internationales Eingreifen zum Schutz der Bevölkerung und könne die Gewalt nicht beenden. Die Beobachter selbst würden zunächst in Syrien bleiben. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt.

Der Chef des Einsatzes, Adnan al-Chodeir, sagte nicht, ob eine Entscheidung zu einem Stopp der Arbeit getroffen worden sei. Er sagte jedoch, die Liga werde alle notwendigen Schritte unternehmen, um die Sicherheit der Beobachter sicherzustellen.

Die Regierung in Damaskus geht seit fast einem Jahr gewaltsam gegen Demonstranten vor, die den Rücktritt von Präsident Baschar al-Assad fordern. Nach Schätzungen der UN sind seither mehr als 5000 Menschen ums Leben gekommen. Die syrische Führung spricht von 2000 Toten, bei denen es sich vor allem um Angehörige der Sicherheitskräfte handeln soll.

Erst am Freitag hatte es Meldungen gegeben, wonach die syrische Armee eine Militäroffensive in der Protesthochburg Homs gestartet habe. Aktivisten sprachen von einem "grauenhaften Massaker" mit mehr als 44 Toten. Unter den Toten sollen sich auch Kleinkinder befinden.

Die US-Regierung hofft unterdessen, den Widerstand Russlands im UN-Sicherheitsrat gegen eine Syrien-Resolution mit Hilfe der Arabischen Liga brechen zu können. "Die beste Chance für einen Resolutionsbeschluss haben wir, wenn die Araber stark darauf dringen und sich in New York einig zeigen", sagte der für den Nahen Osten zuständige Abteilungsleiter im amerikanischen Außenministerium, Jeffrey Feltman, der Süddeutschen Zeitung. Eine von den arabischen Staaten selbst getragene Syrien-Resolution des Sicherheitsrats wiederum eröffne die Chance auf eine geordnete Übergabe der Macht in dem arabischen Land.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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