Geschichte:Steinerne Stühle erinnern an frühere Synagoge in Malchin

Es war lange Zeit ein Ort des Gebetes in Malchin, seit dem 18. Jahrhundert eine Synagoge, ab den 1920er-Jahren eine katholische Kapelle. An dem Ort steht nun ein Gedenkzeichen.

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Malchin (dpa/mv) - Drei steinerne Stühle des Berliner Bildhauers Michael Spengler erinnern seit Dienstag in Malchin in einer Straße unweit des Rathauses an eine ehemalige Synagoge aus dem 18. Jahrhundert. Der Bau wurde nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde Mitte der 1920er-Jahre von der katholischen Kirche erworben und als Kapelle genutzt, die beim Stadtbrand am 30. April 1945 aber zerstört wurde.

Das am Dienstag in Beisein von Religionsvertretern und Politikern enthüllte Gedenkzeichen steht am Standort des Gebetshauses in der Strelitzer Straße. Anwesend waren neben Malchins Bürgermeister Axel Müller unter anderen Landesrabbiner Yuriy Kadnykov vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, seitens der Katholischen Kirche der Hamburger Weihbischof Horst Eberlein und für die Evangelisch-Lutherische Kirche Bischof Tilmann Jeremias.

Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Voss, hatte vorige Woche betont, er finde es gut, dass durch bürgerschaftliches Engagement die weithin vergessene Geschichte der jüdischen Gemeinde in Malchin wieder in Erinnerung gerufen werde: „Jüdinnen und Juden waren Teil der Stadtgesellschaft Malchins.“

1938 hatte Polizeiwachtmeister Watzke die Brandstiftung durch die Nazis an der vermeintlichen Synagoge im Novemberpogrom verhindert. An dem Ort war nach Angaben der Stadt das Zentrum jüdischen Lebens und das Versammlungshaus der jüdischen Gemeinde von 1764 bis 1925. Aus der Gemeinde, die zeitweise drei Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachte, seien Künstler, Erfinder und Politiker hervorgegangen.

© dpa-infocom, dpa:240430-99-867476/2

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