Gentests am Embryonen:PID-Befürworter rechnen mit Mehrheit

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Politiker aller fünf Bundestags-Fraktionen haben einen Entwurf für die Zulassung der umstrittenen Gentests an Embryonen vorgelegt - und rechnen mit breiter Unterstützung.

Die Befürworter einer begrenzten Zulassung von Gentests an Embryonen haben sich zuversichtlich geäußert, eine Mehrheit im Bundestag erlangen zu können. Der CDU-Politiker Peter Hintze sagte bei der Vorstellung eines entsprechenden Gesetzentwurfs am Dienstag in Berlin, er rechne in der Unions-Fraktion mit einer starken Unterstützung.

Der CDU-Politiker Peter Hintze gehört zu den Unterstützern der PID in engen Grenzen. (Foto: dapd)

Auch Sprecher von FDP und SPD machten deutlich, dass sie breite Zustimmung in ihren Fraktionen erwarten. Bei den Linken und den Grünen ist das Meinungsbild dagegen noch unübersichtlich. Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist im Parlament stark umstritten. Daher haben die Fraktionsspitzen ihre Abgeordneten vom Fraktionszwang befreit.

Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf Gendefekte untersucht, um gegebenenfalls aussortiert zu werden. Der Gesetzentwurf der Befürworter sieht zwar vor, die PID prinzipiell zu verbieten. Sie soll aber in Ausnahmen zulässig sein, wenn mindestens ein Elternteil die Veranlagung für eine schwerwiegende Erbkrankheit in sich trägt oder mit einer Tot- oder Fehlgeburt zu rechnen ist.

Um Missbrauch zu vermeiden, wird für die Eltern eine verpflichtende Beratung vorgeschrieben. Außerdem muss vor jedem dieser Gentests eine interdisziplinär zusammengesetzte Ethik-Kommission ein positives Votum abgeben. Darüber hinaus soll die PID nur an wenigen lizenzierten Zentren vorgenommen werden können.

Initiatoren dieses Gesetzentwurfs sind neben Peter Hintze die Abgeordneten Ulrike Flach (FDP), Carola Reimann (SPD), Petra Sitte (Linke) und Jerzy Montag (Grüne).

Hintze sagte, der Entwurf schaffe Rechtssicherheit für betroffene Paare und Ärzte. Er verbiete ausdrücklich sogenannte Designer-Babys oder auch eine Geschlechtsauswahl vor Einpflanzung in den Mutterleib. Die SPD-Gesundheitsexpertin Reimann unterstrich, die PID solle eine individuelle Einzelfallentscheidung sein. Auf eine Liste mit Krankheiten als Indikation für die PID sei bewusst verzichtet worden. Es sei von 100 bis 200 betroffenen Paaren pro Jahr in Deutschland auszugehen. Ulrike Flach sagte, das Gesetzesvorhaben helfe Paaren, "sich für ein Kind zu entscheiden".

In der Bundestags-Auseinandersetzung über die Zulässigkeit der PID werden weitere fraktionsübergreifende Gruppenanträge erwartet. Formiert hat sich bereits eine Abgeordnetengruppe, die ein völliges Verbot der PID-Technik erreichen will.

© Reuters/AP/dpa/AFP/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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