Geheime Terrorliste:Amerikanisches Al-Qaida-Mitglied im Visier

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Tot oder lebendig: Die USA haben einen Terroristen auf die "Most-Wanted-Liste" gesetzt. Der Haken: Anwar al-Awlaki ist US-Bürger - und wird so zum beispiellosen Einzelfall.

Im Kampf gegen den Terrorismus jagen die USA ein amerikanischstämmiges Al-Qaida-Mitglied im Jemen. Der im Bundesstaat New Mexico geborene muslimische Geistliche Anwar al-Awlaki sei eine direkte Bedrohung für die USA, sagten Regierungsvertreter. Deshalb habe man ihn auf die Liste der meistgesuchten Extremisten aufgenommen. Es seien Einsätze mit dem Ziel genehmigt worden, den radikalen Prediger gefangenzunehmen oder zu töten.

Die Terroristen-Liste der USA ist geheim. Ob Awlaki der erste US-Staatsbürger darauf ist, ist nicht bekannt, Experten gehen jedoch davon aus. Die Erlaubnis, einen US-Bürger gezielt zu töten, ist jedoch laut der New York Times ein noch nie dagewesener Fall.

Angst vor Racheakten

Die auf der Ziel-Liste der USA genannten Terroristen werden als militärische Feinde der Vereinigten Staaten betrachtet, die Aufnahme eines US-Bürgers setzt jedoch die Zustimmung des National Security Councils voraus. In Awlakis Fall erfolgte diese schon Anfang des Jahres - auch ein Beweis für seinen Aufstieg in der Rangliste prominenter terroristischer Anführer.

Befürchtet wird jedoch, dass Aktionen gegen den populären Awlaki, der mit seinen Predigten und Auslegungen der islamischen Schriften eine große Anhängerschaft um sich gesammelt hat, Racheakte gegen die Vereinigten Staaten und Amerikaner nach sich ziehen könnten.

Eine ranghohe republikanische Abgeordnete im Repräsentantenhaus bezeichnete Awlaki als größte Gefahr für die Sicherheit der USA. Amerikanische Anti-Terror-Beamte gehen davon aus, dass der Geistliche im Auftrag des Al-Qaida-Netzwerkes im Jemen Rekruten anwerbe und selbst an terroristischen Attacken gegen die Vereinigten Staaten beteiligt sei.

Al-Awlaki: Die USA sind "böse"

Der Jemen steht seit dem nur knapp vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug im Dezember 2009 verstärkt im Fokus der Terror-Fahnder. Der dortige Al-Qaida-Ableger hatte sich zu dem Attentatsversuch bekannt. Anwar Al-Awlaki soll zu dem mutmaßlichen Attentäter Kontakt gehabt haben und steht seit dem Attentat unter verschärfter Beobachtung. Der Geistliche wird auch mit dem Amoklauf eines Militärpsychiaters auf einem Armeestützpunkt in Texas im November in Verbindung gebracht.

Erst im März hatte Awlaki zum Heiligen Krieg (Dschihad) gegen die USA aufgerufen. In einer Tonbandbotschaft, die ihm nach einem Bericht des Senders CNN zugeschrieben wird, werden die USA als "böse" bezeichnet. "Nach der US-Invasion im Irak und fortgesetzter Aggression gegen Muslime ist es für mich nicht in Einklang zu bringen, Muslim zu sein und in den USA zu leben", zitierte CNN aus der Aufnahme. "Deshalb bin ich (...) zu dem Schluss gekommen, dass ich dem Dschihad gegen Amerika genauso verpflichtet bin wie jeder andere Muslim auch."

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/fvk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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