G-8-Gipfel:Hoffnungsträger und Leidgeprüfte

Skandale, Wahlsiege, Erwartungen: Die Ausgangssituationen der Teilnehmer könnten vor dem G-8-Gipfel nicht unterschiedlicher sein. Acht Porträts in Bildern.

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Krisengipfel im Krisengebiet

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Bauarbeiter legen letzte Hand an - L'Aquila ist bereit für den G-8-Gipfel. Ende April entschied sich Italiens Premierminister Silvio Berlusconi, das Treffen der Mächtigen von der Insel La Maddalena in die Abruzzenstadt zu verlegen, die am 6. April von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden war. Organisator Guido Bertolaso erklärt die Motivation hinter der Einladung in das verwüstete Gebiet: "Es ist wichtig, dass auch die Mächtigen die Ängste der Aquilaner erleben."Auf den Gipfeln der "Gruppe der Acht" treffen sich einmal im Jahr die Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industrieländer und Russlands. Sie wollen so ihre Positionen in informellen Gesprächen abstimmen. In diesem Jahr steht vor allem die Weltwirtschaftskrise auf der Tagesordnung, vor allem die Frage, wie die Milliarden für Kredite und Konjunkturprogramme wieder in die Staatskassen zurückfließen können. Auch Klimaschutz und der Umgang mit Iran werden Themen sein. Globalisierungskritiker werfen der G 8 vor, mit ihren exklusiven Gipfeln die Machtposition der reichen Staaten auf Kosten der ausgeschlossenen armen Länder weiter zu festigen.sueddeutsche.de stellt die Teilnehmer des Gipfels vor.Foto: dpa

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Der Gastgeber

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Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi will mit der Verlegung des Gipfels nach L'Aquila zeigen, wie wichtig ihm die Erdbebenopfer in den Abruzzen sind. Imagepflege hat er dringend nötig: Zum ersten Mal seit langem sieht sich der schillernde Premierminister in der Defensive. Zunehmend aggressiv reagierte er zuletzt auf die nicht abreißen wollenden Vorwürfe: Zuletzt sorgten Paparazzi-Fotos, seine gescheiterte Ehe und der angebliche Kontakt zu Prostituierten für Aufsehen.Foto: dpa

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Der Hoffnungsträger

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Auf ihm lasten bei seinem ersten G-8-Gipfel die größten Hoffnungen: Nachdem die weltweite Welle der Euphorie für den neuen US-Präsidenten Barack Obama abgeebbt ist, muss er nun Ergebnisse erzielen. Die G-8-Partner erwarten von ihm, vieles besser zu machen als sein Vorgänger George W. Bush.Obama muss nun nicht nur beweisen, dass er nicht nur im Nahen Osten für Frieden sorgen, sondern auch Iran und Nordkorea von ihren atomaren Ambitionen abbringen kann. Die europäischen Regierungschefs setzen vor allem in der Klimapolitik große Hoffnungen in ihn: Die USA sind der zweitgrößte CO2-Produzent. Doch Klimaschutz ist keine exklusive Angelegenheit des G-8-Gipfels. Auch Schwellenländer wie Indien und China müssen mit eingebunden werden, um den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren.Foto: AP

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Die Unumstrittene

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Angela Merkel kann entspannt nach L'Aquila reisen: Momentan sieht es so aus, als ob ihre Wiederwahl im Herbst sicher ist. Ihre Prioritäten beim Gipfel sind die Lösung der Wirtschaftskrise und eine Einigung mit den USA beim Klimaschutz. Merkels Ziel ist, dass der Kopenhagener Klimagipfel im Dezember ein Erfolg wird.Foto: ddp

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Der Charmante

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Auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy sitzt innenpolitisch fest im Sattel: Bei den Europawahlen lag seine regierende UMP deutlich vor der Opposition aus Sozialisten und Grünen. Er liegt bei den Themen Iran und Naher Osten auf einer Linie mit Merkel und Obama. Es wird erwartet, dass er auf dem Gipfel den Schulterschluss mit dem G-8-Neuling aus Washington suchen wird.Sarkozy könnte in L'Aquila die Piraterie vor Ostafrika zum Thema machen. Nachdem mehrfach Franzosen von Piraten entführt worden waren, forderte Sarkozy ein härteres Vorgehen gegen Geiselnehmer auf hoher See.Foto: AP

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Der Frischling

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Neben Obama ist auch Taro Aso ein G-8-Neuling. Der japanische Ministerpräsident ist erst seit 2008 im Amt. Der Vorsitzende der Liberaldemokraten gilt außenpolitisch als "Falke", wird also auf eine härtere Linie gegenüber Nordkorea setzen.Aso ist der erste katholische Premierminister des shintoistisch-buddhistisch geprägten Japan. Er stammt aus einer politischen Dynastie: Zu Zeiten von Konrad Adenauer war sein Großvater Shigeru Yoshida Premier. Während Großvater Yoshida noch seinen christlichen Glauben verheimlichte und wohl erst auf dem Sterbebett katholisch getauft wurde, bekennt sich Aso offen zu seiner Religion.Foto: Reuters

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Der Unbekannte

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Kanadas Premierminister Stephen Harper ist der den Europäern wohl unbekannteste Regierungschef unter den G-8-Teilnehmern. Er ist seit 2006 im Amt. Wegen seiner - im Vergleich zu seinen liberalen Vorgängern - neokonservativen Ansichten wurde er bei seinem Amtsantritt als "Bushs kanadischer Halbbruder" bezeichnet. Einmal im Amt, zeigte er sich aber kompromissbereit. Vor allem in Sachen Klimaschutz will seine Regierung eng mit den USA zusammenarbeiten.Foto: Reuters

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Der Strebsame

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Als Dimitrij Medwedjew im Mai 2008 das russische Präsidentenamt antrat, wussten viele nicht mehr von ihm, als dass er ein strebsamer Jurist war, der seinem Vorgänger Wladimir Putin loyal ergeben war. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt zeigt er sich dem Westen gegenüber kooperativer als Putin: Der Opposition lässt er etwas mehr Freiraum, der Streit mit dem Westen über den russischen Einmarsch in Georgien 2008 scheint ausgeräumt. Mit Barack Obama vereinbarte er direkt vor dem G-8-Gipfel Schritte zur atomaren Abrüstung. Dennoch weiß er immer seine Interessen durchzusetzen: Er schaffte es, weitere Verhandlungen über den US-Raketenschirm in Osteuropa in die Vereinbarungen aufzunehmen.Im Konflikt mit Iran über dessen Atomprogramm könnte Russland eine Schlüsselrolle zukommen, weil das Land nicht zum "westlichen" Lager gehört und gute Kontakte nach Teheran pflegt.Foto: dpa

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Der Leidgeprüfte

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Schwer angeschlagen kommt Gordon Brown zum Gipfel nach L'Aquila. Für den britischen Premier bedeutet der Gipfel-Besuch eine kurze Ruhepause vom innenpolitischen Druck der letzten Wochen. Nach der Affäre um den Missbrauch der Spesenregelungen durch britische Parlamentarier traten innerhalb weniger Tage mehrere Kabinettsmitglieder zurück. Die Regierung Brown stand kurzzeitig vor dem Ende. Dazu kam eine empfindliche Wahlniederlage seiner Labour-Partei bei den Kommunal- und Europawahlen. In den Tagen vor dem G-8-Gipfel gab es wieder Ärger für Browns Regierung: Ein verurteilter Terrorist erhob Foltervorwürfe gegen den Geheimdienst.Vor allem beim Thema Iran wird Brown bei den Beratungen eine wichtige Rolle spielen. Während der Proteste gegen das Ergebnis der dortigen Parlamentswahl kam es zu Spannungen zwischen Teheran und London. Nach der Verhaftung mehrerer Mitarbeiter der britischen Botschaft forderte Brown von der EU, alle ihre Botschafter aus Iran abzuziehen.Foto: AP(sueddeutsche.de/dpa/jab/cmat)

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