G 8: Debatte um Leitwährung:Merkel widerspricht Sarkozy

Lesezeit: 1 min

Bei ihrer Pressekonferenz zum Abschluss des G-8-Gipfels entgegnet Kanzlerin Merkel auf die Forderung des französischen Präsidenten: Sie sei gegen eine künstliche Leitwährung statt des Dollars."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den chinesischen Vorschlag zur Einführung einer künstlichen Leitwährung anstelle des Dollars zurückgewiesen. Der Vorstoß sei "nicht von praktischer Relevanz", sagte sie am Rande des G-8-Gipfels. Bei dem Treffen im italienischen L'Aquila sei darüber nicht gesprochen worden.

Über eine Leitwährung sei nicht gesprochen worden: Staatschefs beim G-8-Gipfel (Foto: Foto:)

Zu dem Vorschlag des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy einer Neuordnung des Weltwährungssystems verwies Merkel darauf, dass "die Tatsache, dass es einen Euroraum gibt, auch seine Wirkung entfaltet". Wichtig sei, "dass die Währungen nicht gegeneinander arbeiten".

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte zuvor den US-Dollar als weltweite Leitwährung in Frage gestellt und eine Neuordnung des Weltwährungssystems gefordert. "Wir müssen die Frage stellen: Sollte eine Welt, die politisch multipolar ist, nicht wirtschaftlich mit einer multimonetären Welt korrespondieren?", sagte Sarkozy am Rande des G-8-Gipfels im italienischen L'Aquila.

Die Vormachtstellung des Dollars sei überholt, sagte Sarkozy weiter. Sie stamme aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die USA wirtschaftlich und politisch die dominierende Weltmacht gewesen seien. "Auch wenn es ein schwieriges Thema ist, hoffe ich doch, dass wir in den kommenden Monaten über die Währungen und das internationale Währungssystem diskutieren werden", erklärte der französische Staatschef.

Weiter lobte die Bundeskanzlerin bei ihrer Pressekonferenz die "deutlichen Fortschritte" des Gipfels auf dem Weg zu einem neuen Klimaschutz-Protokoll gebracht. Richtung Kopenhagen seien wichtige Weichenstellungen erfolgt, doch es bleibe ein "Riesenstück Arbeit".

"Wichtig ist, dass es uns gelungen ist, dass sich alle auf das Zwei-Grad-Ziel verpflichten", sagte die Kanzlerin. "Alle akzeptieren die Aussagen der Wissenschaft, dass wir einen Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad verhindern müssen", erklärte sie.

Bis Kopenhagen, wo im Dezember über eine Nachfolge-Regelung für das Kyoto-Protokoll verhandelt wird, müssten die Industrieländer ihre mittelfristigen Ziele jedoch klarer festlegen, fügte Merkel hinzu. Weiter sei es notwendig, dass die Entwicklungsländer bereit seien, die Langfrist-Ziele der Industrienationen zu teilen, wie sie es in der Gipfel-Erklärung andeuteten.

Außerdem müsse über finanzielle Hilfen für die Länder gesprochen werden, die den erforderlichen Technologiewandel aus eigener Kraft nicht schaffen könnten.

Mit dem Zwei-Grad-Ziel gebe es nun aber zum "allerersten Mal einen festgelegten Rahmen", in dem diese Arbeit stattfinden könne, lobte Merkel. "Allerdings: Die Zeit drängt. 150 Tage - das ist durchaus ein ambitionierter Zeitplan", sagte Merkel.

© AP/bavo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Beginn des G-8-Gipfels
:Klimawandel, Risotto und fliegende Steine

Die Krise der Weltwirtschaft, Klimawandel und Entwicklungshilfe sind die Themen des G-8-Gipfels in L-Aquila. Der Beginn der Gespräche wurde von Protesten begleitet.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: