Das Vorführteam von Heckler & Koch hatte viel tun. Von 2006 bis 2008 begaben sich drei Abgesandte der baden-württembergischen Waffenschmiede mehrmals nach Mexiko. Sie zeigten Polizisten, wie man das Sturmgewehr G36 richtig bedient: zerlegen, reinigen, zusammensetzen, laden, entsichern, schießen. Ihre Reisen führten sie auch an Mexikos Pazifikküste, in die Bundesstaaten Jalisco und Guerrero. Als die Männer von Heckler & Koch eintrafen, waren die G36 schon da.
Es gab nur ein Problem: Eigentlich hätten weder in Jalisco noch in Guerrero G36-Gewehre sein dürfen. Die deutsche Regierung hatte den Export dorthin und in zwei weitere mexikanische Bundesstaaten, Chiapas und Chihuahua, gar nicht genehmigt. Die Polizei in diesen Regionen gilt als korrupt und soll mit Drogenkartellen kooperieren. Dort sollten auf keinen Fall deutsche Waffen zum Einsatz kommen.
Systematisch gegen Recht und Gesetz verstoßen
Von insgesamt 9472 zwischen 2003 und 2011 nach Mexiko gelieferten G36 sollen aber immerhin 4767 Stück, also gut die Hälfte, nach Jalisco, Guerrero, Chiapas und Chihuahua verkauft worden sein. In verbotene Regionen also. So hat es das Zollkriminalamt (ZKA) in Köln herausgefunden, die Zentrale der deutschen Zollfahnder.
In einem 82-seitigen Schlussbericht beschreibt das ZKA nach jahrelangen Ermittlungen, wie Mitarbeiter von Heckler & Koch systematisch gegen Recht und Gesetz verstoßen haben sollen. Der bislang unveröffentlichte ZKA-Report liegt der Süddeutschen Zeitung, NDR und WDR vor. Die Zollfahnder schreiben, Verantwortliche von Heckler & Koch hätten die illegalen Exporte "herbeigeführt, gefördert oder zumindest gebilligt". Fünf frühere Führungskräfte und Mitarbeiter der Firma aus Oberndorf am Neckar sollen, wie das ZKA anregt, wegen "Zuwiderhandlungen" gegen das Kriegswaffenkontroll- und das Außenwirtschaftsgesetz angeklagt werden.