G-20-Gipfel:Merkel hofft auf China

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Nordkoreas neuer Raketentest überschattet das Treffen in Hamburg. Die Kanzlerin spricht von einer "großen Gefahr für den Weltfrieden" und bittet Präsident Xi Jinping um Hilfe.

Von Moritz Baumstieger und Cerstin Gammelin, München

Kanzlerin Angela Merkel und Chinas Staatschef Xi eröffnen die neue Heimat der Panda-Bären Träumchen und Schätzchen. Merkel sagte, die Bären seien "sympathische Diplomaten". (Foto: Axel Schmidt/AFP)

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für schärfere internationale Sanktionen gegen Nordkorea ausgesprochen, nachdem das Land zum ersten Mal eine Interkontinentalrakete getestet hat. "Wir sehen, dass von Nordkorea eine große Gefahr für den Weltfrieden ausgeht", sagte Merkel am Mittwoch vor einem Gespräch mit Moon Jae-in, dem Präsidenten Südkoreas. Jetzt gehe es darum, "wie wir die Sanktionen erhöhen können", so Merkel. "Dies ist uns ein Herzensanliegen."

Schon vor Beginn des G-20-Gipfels am Freitag in Hamburg versucht die Kanzlerin in ihrer Rolle als Gastgeberin, durch Gespräche mit teilnehmenden Staatschefs zu einer gemeinsamen Linie im Nordkorea-Konflikt zu finden, der das Treffen bereits jetzt überschattet. Am Mittwoch diskutierte sie das Thema auch mit Chinas Präsidenten Xi Jinping in Berlin. Bei dessen Begrüßung sprach Merkel von "einer Zeit der Unruhe in der Welt". Deutschland und China könnten einen Beitrag leisten, diese "etwas zu besänftigen". Mit Blick auf Hamburg sagte Merkel, sie erwarte schwierige Verhandlungen. "20 Staaten in all ihren Entwicklungen und ihren Vorstellungen zusammenzubringen, ist nicht ganz einfach." Bei ihrem Treffen erörterten Merkel und Xi auch, welche Rolle die UN im Konflikt mit Nordkorea spielen könnten. Zuvor hatte die US-Regierung von Präsident Donald Trump scharf auf den Abschuss der Rakete reagiert, die einen Atomsprengkopf bis auf US-amerikanisches Territorium tragen könnte. Bei einer von den USA einberufenen Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats kündigte US-Botschafterin Nikki Haley am Mittwochabend eine Resolution mit "schärferen internationalen Antworten" an. Die USA seien bereit, die "volle Bandbreite ihrer Möglichkeiten" zu nutzen, was auch das Militär einschließe. Den Resolutionsentwurf will Haley in den kommenden Tagen vorlegen. Sie deutete an, dass er auch auf Länder zielen könnte, die mit Nordkorea Handel treiben. In eine ähnliche Richtung hatte zuvor Trump selbst gezielt. Vor seinem Abflug nach Europa griff der US-Präsident Merkels Gast Xi an: Im ersten Quartal 2017 sei der Handel zwischen China und Nordkorea um 40 Prozent gestiegen, schrieb Trump auf Twitter. "So viel dazu, dass China mit uns zusammenarbeitet." Trump fordert von Peking mehr Druck auf Pjöngjang.

Vor seinem Besuch in Hamburg reiste Trump zunächst nach Polen. Er wird dort an einem Treffen der Drei-Meeres-Initiative teilnehmen, einem Zusammenschluss von zwölf mittel- und osteuropäischen Staaten. Im Anschluss wird Trump am Donnerstag eine Rede vor dem Denkmal des Warschauer Aufstands halten und schließlich nach Deutschland weiterreisen. Noch vor dem offiziellen Gipfelauftakt soll er Donnerstagabend mit Merkel in Hamburg zusammentreffen.

Dort rüsten sich die Sicherheitskräfte für mögliche Krawalle. Bereits am Dienstag war es in Sankt Pauli und Altona zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Am Mittwochabend blieb es hingegen friedlich, als Tausende bei einer "Nachttanz-Demo" durch die Stadt zogen.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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