Fussball-WM:Moskau opfert Mutko

Der Rückzug des WM-Chefs ist wohl ein Bauernopfer.

Von Johannes Aumüller

Ein verheerendes Bild wäre das geworden im Sommer 2018: Russland empfängt zur Fußball-WM. Und als Chef des Organisationskomitees und oberster Gastgeber fungiert ausgerechnet Witalij Mutko, ein Drahtzieher des jahrelangen russischen Staatsdoping-Systems. Das wollten die Strategen des Kreml vermeiden: Am Mittwoch kündigte Mutko den Rückzug an.

Der ist überfällig, dennoch steht der Verdacht im Raum, dass es sich bei Mutko nur um ein Bauernopfer in der Affäre handelt. Angesichts der dokumentierten Dimension des Doping-Betruges ist das in der Sportwelt bestens vernetzte Russland bislang milde weggekommen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) schloss das Land zwar für die Winterspiele im Februar in Südkorea formal aus, bittet es durch die Hintertür aber wieder herein. Und der Fußball-Weltverband (Fifa) kann nun auf angebliche Konsequenzen und Mutkos Rückzug verweisen.

Dabei gäbe es noch so viel aufzuklären, nicht zuletzt im Fußball. Unter anderem soll Russlands WM-Team 2014 vom Manipulationssystem profitiert haben. Sollte sich dieser Verdacht erhärten, wäre das verheerend für die WM in Russland. Große Eile der Fifa bei der Aufklärung ist nicht zu erkennen. Und zudem bleibt die Frage, ob nicht die Annahme, aus Moskaus politischer Elite sei nur der einstige Sportminister Witalij Mutko ins System involviert gewesen, hochgradig naiv ist.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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