Fußball-WM:Gefährliche Spiele

Die Causa Hajo Seppelt ist eine Warnung an alle Journalisten in Russland.

Von Josef Kelnberger

Kaum beginnt der Ball zu rollen, gerät die Politik meist schnell in Vergessenheit. Am Tag des Eröffnungsspiels der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland allerdings wurde eine Nachricht publik, die jeder im Kopf haben sollte, der nun die Spiele am Fernseher verfolgt: Hajo Seppelt, Doping-Experte der ARD, reist nach Beratungen seines Senders mit Auswärtigem Amt und Sicherheitsbehörden nicht zur WM. Das Gastgeberland ist offenbar zu gefährlich für einen der profiliertesten deutschen Sportjournalisten.

Die Medien müssen frei berichten können - diese Grundvoraussetzung, wenn große Sportveranstaltungen vergeben werden, gilt in Russland offenbar nicht. Seppelt ist insofern ein Sonderfall, als seine Recherchen Russland unter den Verdacht des Staatsdopings brachten, er gilt als Staatsfeind. Die Einreisegenehmigung wurde ihm erst nach einer Intervention der Bundesregierung erteilt, doch gibt die Lage in Russland Anlass zur Sorge, er könnte inhaftiert oder attackiert werden. Man kann das als Warnung an alle Journalisten verstehen: Nehmt euch nicht zu viel heraus!

Die Causa Seppelt zeigt jedenfalls noch einmal deutlich: Diese WM findet statt in einem Land, das wenig am Hut hat mit den Werten, die der Sport eigentlich vertreten sollte.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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