Führungsstreit um Lafontaine:Dauerbeschuss aus den eigenen Reihen

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Oskar Lafontaines Bedingungen für die Rückkehr an die Parteispitze sorgen für Ärger. Seine Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht wies einen Medienbericht zurück, wonach Lafontaines Comeback an ihre Personalie geknüpft sei. Eine Kampfkandidatur gegen Fraktionsvize Dietmar Bartsch schloss Lafontaine vor einem Spitzentreffen der Linken in Berlin aus.

Sahra Wagenknecht hat dementiert, dass Oskar Lafontaines Rückkehr an die Parteispitze daran geknüpft sei, dass sie den Fraktionsvorsitz übernehme. Spiegel Online hatte am gestrigen Montag eine entsprechende Meldung veröffentlicht. "Es gibt keine Bedingung, dass ich irgendetwas in der Partei werden soll, es gibt überhaupt keine Bedingungen", sagte die stellvertretende Parteivorsitzende und Lebensgefährtin Lafontaines im ZDF- Morgenmagazin.

Lafontaines Rückkehr als Parteichef ist nicht an die Personalie Wagenknecht geknüpft. (Foto: dapd)

Sie rügte zugleich ihre Konkurrenten in der Partei dafür, "haltlose Falschmeldungen" zu verbreiten. Die Politikerin unterstellte den innerparteilichen Gegnern, Lafontaine beschädigen zu wollen.

Lafontaine bekräftigte am Dienstag vor einem Spitzentreffen der Partei in Berlin seine Bereitschaft zur Rückkehr an die Parteispitze. An bestimmten Bedingungen, an die er seine Kandidatur für den Parteivorsitz geknüpft hat, hält er fest. Eine Kampfkandidatur um den Parteivorsitz gegen Fraktionsvize Dietmar Bartsch schließt er beispielsweise aus. "Das wäre nicht unbedingt der krönende Abschluss meiner Karriere", sagte Lafontaine.

Nachwuchsführung statt Lafontaine oder Bartsch?

Aus dem Führungsstreit könnten laut Parteivize Katja Kipping sowohl Lafontaine als auch Bartsch als Verlierer hervorgehen. Wenn sich die beiden nicht einig würden, werde auch darüber nachgedacht, ganz bewusst auf einen Neuanfang mit jüngeren Leuten zu setzen, sagte Kipping dem Radiosender SWR 2. In der Linken gebe es viele jüngere Leute, die geeignet wären.

Kipping sagte, Bartsch und Lafontaine lägen in ihren politischen Positionen nicht so weit auseinander wie häufig behauptet werde. In zentralen Fragen, wie dem Nein zum Fiskalpakt, seien sich beide einig. Viele Parteimitglieder hätten weder Lust auf einen Schlagabtausch zwischen Bartsch und Lafontaine noch darauf, sich auf eine Seite zu schlagen, "wenn beide wie ein D-Zug aufeinander zurasen", sagte Kipping.

Unterdessen wurden weitere kritische Stimmen gegenüber Lafontaines Forderungen laut. Der Berliner Linksparteivorsitzende Klaus Lederer kritisierte Lafontaine für die Art und Weise, wie er den Parteivorsitz wieder übernehmen will. "Mit einer Heilsbringerfigur an der Spitze bekommt die Linkspartei nichts geregelt", sagte er der Berliner Zeitung. Es gehe nicht an, dass Lafontaine "innerparteiliche Tarifverhandlungen" für seine Kandidatur führen wolle, "Bedingungen stellt und Gefolgschaft erwartet. Solche Erpressungsmanöver gehen nicht."

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) warnte die Linkspartei derweil davor, sich von Lafontaine ein Comeback unter Bedingungen aufdrängen zu lassen. Thierse sagte dem Tagesspiegel, Lafontaine stelle sich ausgerechnet gegen den ostdeutschen Reformer und damit den "erfolgreichen Flügel" der Partei. Bei seinem Comeback müssten sich "die ostdeutschen Granden der Linkspartei veräppelt fühlen". Das Verhältnis von Linken und SPD werde jedenfalls belasteter als bisher, "wenn Lafontaine sich die Linkspartei wieder unter den Nagel reißt".

Lafontaine "politisch verbrannt"

Lafontaines Rückkehr würde der Linkspartei nach Einschätzung des Leiters des Emnid-Instituts Klaus-Peter Schöppner aber nicht aus der Krise verhelfen. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Schöppner: "Lafontaine ist politisch verbrannt. Verbrannt, weil er immer wieder vorprescht und genauso oft zurückgetreten ist. Die Bürger wünschen sich aber Redlichkeit und Stetigkeit. Das verkörpert Lafontaine nicht."

Der Fraktionschef der Thüringer Linke, Bodo Ramelow, kritisierte nicht nur Lafontaine, sondern warf auch Parteichef Klaus Ernst Versäumnisse in der Debatte um die künftige Spitze vor. Ernst gebe nun den Medien und der Personaldebatte Schuld an jüngsten Misserfolgen der Linken. "Dass er als derzeitiger Vorsitzender die Verantwortung für die ganze Partei trägt, das ist ihm völlig entgangen", sagte Ramelow vor einem Treffen der Führungsriege im Radio eins des RBB.

Am 2. und 3. Juni ist die Wahl einer neuen Führung auf dem Linke-Parteitag in Göttingen geplant, vorab wollten die Landeschefs mit dem Bundesvorstand am heutigen Dienstag das weitere Vorgehen besprechen. An der Zusammenkunft will auch Lafontaine teilnehmen.

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