Internationaler Frauentag:Eine von zehn Frauen lebt in extremer Armut

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Eine bettelnde Frau in Hamburg. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Laut der Organisation UN Women machen Kriege und Krisen weltweit die Errungenschaften jahrzehntelanger Arbeit an der Gleichstellung der Geschlechter zunichte.

Kriege und Krisen weltweit machen die Errungenschaften jahrzehntelanger Arbeit an der Gleichstellung der Geschlechter zunichte - das mahnt die Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women, am Internationalen Frauentag an. Zehn Prozent der Frauen leben demnach weltweit in extremer Armut und müssen mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag auskommen. In Konfliktgebieten ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen in extreme Armut geraten, 7,7 Mal höher als bei Männern. Vor diesem Hintergrund ruft die UN-Organisation ihre Mitgliedstaaten dazu auf, in die Stärkung der Rechte und die Gleichstellung von Frauen zu investieren.

Laut UN Women tragen nicht nur anhaltende Konflikte weltweit zur Verschlechterung der Lage von Frauen bei, auch der Klimawandel stelle einen entscheidenden Faktor dar und lasse die Armutslücke zwischen Männern und Frauen weiter wachsen. "Der Wettbewerb um knappe Ressourcen verschärft sich, Lebensgrundlagen werden bedroht, Gesellschaften werden stärker polarisiert und Frauen tragen eine immer schwerere Last", heißt es in einer Pressemitteilung.

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Die Zahl der Frauen und Mädchen, die in extremer Armut in Konfliktgebieten leben, hat sich der Organisation zufolge seit 2017 verdoppelt, mittlerweile sind es mehr als 614 Millionen. Durch den Klimawandel würden bis 2030 voraussichtlich 236 Millionen mehr Frauen und Mädchen hungern als bisher, bei Männern beträgt der prognostizierte Anstieg 131 Millionen. Hinzu kommt das Problem der Erwerbslosigkeit: Im Haupterwerbsalter seien nur 61 Prozent der Frauen erwerbstätig, gegenüber 90 Prozent bei den Männern.

UN Women zufolge könnten mehr als 100 Millionen Frauen und Mädchen aus der Armut befreit werden, wenn Regierungen weltweit ihren Fokus auf Themen wie Bildung, Familienplanung, faire und gleiche Löhne und erweiterte Sozialleistungen in den Vordergrund stellen würden. Durch Investitionen etwa in die Bereitstellung von Kindertagesstätten und Altenpflege könnten, so die Organisation, bis 2035 fast 300 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden.

Programme zur Gleichstellung der Geschlechter machen nur vier Prozent der offiziellen Entwicklungshilfe aus

UN Women fordert Regierungen dazu auf, Gesetze und Richtlinien zu fördern, die die Rechte von Frauen und Mädchen stärken, die etwa den Zugang von Frauen zu Land, Eigentum, Gesundheitsversorgung, Bildung und menschenwürdiger Arbeit sicherstellen. Außerdem fordert die Organisation eine Finanzierung von Netzwerken von Frauengruppen auf allen Ebenen. In erster Linie müsse aber in den Frieden investiert werden.

Derzeit machen Programme zur Gleichstellung der Geschlechter laut UN Women nur vier Prozent der offiziellen Entwicklungshilfe aus. In den Entwicklungsländern würden demnach jährlich zusätzliche 360 ​​Milliarden US-Dollar benötigt, um die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Frauen zu erreichen. "Dies ist weniger als ein Fünftel der 2,2 Billionen US-Dollar, die weltweit im Jahr 2022 für Militärausgaben ausgegeben werden", heißt es in der Mitteilung.

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